„Zu Hause am Flughafen“: Ausstellung zur Arbeit des Dialogforums wandert durch die BER-Region

Schönefeld. „Zu Hause am Flughafen – Gemeinsam in die Zukunft“ lautet der Titel einer Wanderausstellung, die am Juli im Bürgerberatungszentrum „Dialogforum“ in Schönefeld vorgestellt und eröffnet wurde. Die Schau dokumentiert zunächst auf zehn Tafeln den Arbeits- und Entwicklungsprozess des Dialogforums Airport Berlin Brandenburg, das als Zusammenschluss aller BER-Umlandkommunen seit 2006 einen wichtigen Beitrag für den Interessenausgleich zwischen dem Flughafenbetreiber und dem BER-Umfeld leistet. Erweitert um jeweils eine Infotafel des gastgebenden Ortes, „wandert“ die Ausstellung nun reihum durch die Mitgliedskommunen des Dialogforums. Den Anfang macht in Kürze die Stadt Königs Wusterhausen.

„Sich einander etwas zu sagen haben.“ „Kritischer, erfolgreicher Dialog.“ „Dialog und nicht Krieg führen.“ In einem waren sich die Redner zu Beginn der Ausstellungseröffnung in der ehemaligen Airportworld einig – das Dialogforum als Mittelpunkt der Kommunikation zwischen Flughafengesellschaft und Umlandgemeinden, zwischen Befürwortern und Kritikern des neuen Flughafens hat sich im neunten Jahr seines Bestehens zu einer bedeutenden und von allen Akteuren ernst genommenen Institution entwickelt. Ihre Hauptaufgabe umriss Carl Ahlgrimm, Großbeerener Bürgermeister und mitverantwortlicher Organisator der Ausstellung, mit einfachen Worten: „Die Beschaulichkeit wird hier bald in den Hintergrund treten. Wir werden eine Airportregion, die äußere Einflüsse aber auch große Chancen mit sich bringt. Die damit verbundenen Anforderungen können nur gemeinsam im Dialog bewältigt werden, Egoismen gehören hintenan gestellt.“ Dem BER-Umland sei es in den vergangenen Jahren gelungen, gemeinsame Ziele formulieren - beispielsweise in Sachen Wirtschaftsförderung oder zum Umgang mit den steigenden Einwohnerzahlen. Diese, so Ahlgrimm, müssten nun mehr und mehr mit Leben gefüllt werden. „Das sind Herausforderungen, die das Dialogforum ganz klar auch über den Zeitpunkt der BER-Inbetriebnahme anpacken wird müssen.“

Zeit zum Begutachten der neuen Ausstellung und für allerlei Gespräche am Rande hatten am Montag nicht nur Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger und der Flughafenkoordinator der Landesregierung, Staatssekretär Rainer Bretschneider, mit nach Schönefeld gebracht. Auch Flughafen-Geschäftsführer Hartmut Mehdorn war der Einladung gefolgt und hob seinerseits die Bedeutung des Dialogforums als geeignete Gesprächsplattform zwischen Betreibergesellschaft und den Anrainerkommunen hervor. „Konflikte lassen sich nicht allein durch Proteste auflösen. Das Dialogforum leistet einen wichtigen Beitrag zur Erarbeitung von Lösungswegen und wir geben Gas, wenn wir helfen können – natürlich immer im Rahmen von Recht und Gesetz“, sagte Mehdorn, der zudem weitere Umbauten am Gebäude des Bürgerberatungszentrum in der Mittelstraße 11 ankündigte. Neben der Geschäftsstelle des Dialogforums, dem Ombudsmann des LDS-Kreises und dem Fluglärmteam des Kreises Teltow-Fläming sollen dort in Zukunft auch Beratungen von Schallschutz-Ingenieuren zu Fragen der Anspruchs- bzw. Verkehrswertermittlungen angeboten werden.


Leserbrief von Wolfram Hülsemann:

"Ohne kabarettistischen Grundton über den entstehenden Flughafen BER zu schreiben, scheint gegenwärtig kaum möglich. Dafür muss man Verständnis haben. Peter Neumann berichtet auf Seite 1 der „Berliner Zeitung“ von einer neuen Image-Kampagne für den BER am gestrigen Montag. Aber die hat es auch im Ansatz nicht gegeben.

Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker aus der Region würden sich dafür nicht hergegeben. Sie beraten, ja ringen (!) seit Jahren miteinander und mit dem Flughafenbetreiber, wie Menschen trotz aller kommenden Belastungen dort künftig gut leben und arbeiten können. Darüber muss informiert und diskutiert werden. Denn: der große Airport BER wird kommen und alles verändern! Vergleichbare Projekte zeigen das weltweit nachdrücklich. Man kann das treiben lassen! Oder man übernimmt Verantwortung für und Einfluss auf die die Entwicklung der Region. Die Erfahrung zeigt: nur mit Fantasie und zivilisierter Konfliktfähigkeit lassen sich die anstehenden Aufgaben gemeinsam bewältigen, auch und besonders in Verantwortung für die nächsten Generationen. Im „Dialogforum Airport Berlin-Brandenburg“ treffen die unterschiedlichen, einander ergänzenden und widersprechenden Vorstellungen der Verantwortlichen aufeinander. Komplexe Fragen zum Lärmschutz, das Suchen nach Lösungen für Verkehrswege, ökologische Probleme, künftiges Wohnen usw. füllen die Tagesordnungen. Lokale Problemlagen und verständliche Wünsche, aber auch der geltende Rechtsrahmen stehen mitunter in Spannung zueinander. Aus diesem Bemühen wird ein effektives „Wir-Empfinden“ zu Gunsten der Gesamtentwicklung wachsen.

Die Gestaltung der Region wird also nicht dem Flughafen überlassen. – Das ist die zentrale Botschaft der gestrigen Veranstaltung zur Ausstellungseröffnung „Zuhause am Flughafen - Gemeinsam in die Zukunft“. Das Vorhaben kann man gewiss im Einzelnen kritisieren! Nur eine Image-Kampagne für den BER war das alles nicht. Gegenwärtig wünschte ich mir, anders als im Artikel P. Neumann erkennbar, eine etwas respektvollere Bewertungen der Arbeit der dort verantwortlichen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker und für deren Verwaltungsbereiche.

Übrigens, - die Türen zum Haus des Dialogforums sind nicht verschlossen. Aber die erwähnten Bildtafeln verlassen die Räume als Wanderausstellung. Sie werden in den Kommunen des Umlandes in den nächsten Monaten zu sehen sein – und erweitert werden und kehren danach ins Bürgerberatungszentrum nach Schönefeld zurück."