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Der Vater des modernen Brandenburg ist tot

Brandenburg trauert um Dr. Manfred Stolpe - Nachruf der Landesregierung

In der Nacht vom 28. auf 29. Dezember verstarb Manfred Stolpe in Potsdam im Kreise seiner Familie. Den Angehörigen gilt die Anteilnahme der Landesregierung Brandenburg.

Dies ist eine Stunde tiefer Trauer. Der Vater des modernen Brandenburg ist nicht mehr unter uns. Wir nehmen Abschied von einem großen Mann, der unser junges Land geprägt hat wie niemand sonst. Manfred Stolpe trug die Liebe zu Brandenburg in seinem Herzen, lange schon bevor unser Land 1990 gegründet wurde. Als erster Ministerpräsident Brandenburgs wurde er zum Gesicht unseres neuen Landes. Viele Bürgerinnen und Bürger verehren ihn bis heute als ihren Landesvater. Doch Manfred Stolpe selbst verstand sich als erster Diener und Vorarbeiter Brandenburgs. Unermüdlich war er in allen Landesteilen unterwegs und schonte sich dabei niemals.

Manfred Stolpe war ein großer Mutmacher. Im schwierigen Umbruch aller politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse gab er den Menschen in Brandenburg Orientierung und Zuversicht. Sein Vorbild veranlasste zahlreiche Ostdeutsche, mit Selbstbewusstsein ihren Platz im vereinten Deutschland zu suchen. Manfred Stolpe war das unüberhörbare Sprachrohr des Ostens und ein beharrlicher Sachwalter ostdeutscher Interessen. Der Lebensleistung der neuen Bundesbürger im vereinten Deutschland Anerkennung zu verschaffen war ihm ein herausragendes Anliegen.

Zeit seines Lebens war Manfred Stolpe ein Brückenbauer. Auf unnachahmliche Art gelang es ihm, widerstreitende Menschen einander anzunähern. Auch deshalb genoss er höchste Wertschätzung in allen seinen öffentlichen Ämtern: als Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche  , als Brandenburger Ministerpräsident und schließlich als Bundesminister.

Zwischen unterschiedlichen politischen Positionen und Interessen vermittelte Manfred Stolpe immer mit dem größten Geschick. Auf diese Weise hat er die politische Kultur Brandenburgs tief geprägt. Stets ging es ihm zuallererst um das Land und um die bessere Lösung, nicht um kurzfristige parteitaktische Vorteile. So gewann er das Vertrauen der Menschen im Land und nahm sie mit auf dem Weg in die Demokratie.

Wenige haben sich um das Zusammenwachsen der Deutschen so verdient gemacht wie Manfred Stolpe. Zugleich machte ihn seine besondere Biografie zu einer Projektionsfläche im Disput zwischen gegensätzlichen, in der Ära des Kalten Krieges geprägten Sichtweisen. Manfred Stolpe selbst ertrug die öffentliche Auseinandersetzung um seine Person mit Gleichmut und Gelassenheit. Er war mit sich im Reinen.

Manfred Stolpe verstand unser Land aus seiner wechselvollen brandenburgisch-preußischen Geschichte heraus. In dieser Vergangenheit fand er Orientierung für die Zukunft. Europa endete für ihn nicht an Oder und Neiße. Im pommerschen Stettin geboren, betrachtete er es als historische Pflicht Deutschlands, Polen und anderen Staaten der östlichen Mitte Europas den Weg in die Europäische Union zu ebnen.

Auch noch nach seiner Zeit in der aktiven Politik engagierte sich Manfred Stolpe mit seinem sprichwörtlichen protestantischen Arbeitseifer für Brandenburg. Vor allem der Erhalt unserer Denkmäler, die Freundschaft zu unseren polnischen Nachbarn und die deutsch-russische Verständigung waren seine Anliegen. Bis zuletzt war sein guter Rat bei sehr vielen gefragt, die in Brandenburg und weit darüber hinaus Verantwortung tragen.

Manfred Stolpe war ein großer Glücksfall für unser Land. Ohne seine Aufbauarbeit wäre die erfolgreiche Entwicklung nicht denkbar gewesen, die unser Land unterdessen genommen hat. Seine historische Leistung als Gründervater und Mutmacher unseres Landes wird vor der Geschichte Bestand haben. Brandenburg hat Manfred Stolpe unendlich viel zu verdanken – er wird uns unvergessen bleiben.

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