Staatskanzlei

Neue Tourismuskonzeption setzt auf Thementourismus

veröffentlicht am 14.02.2006

Die Landesregierung hat heute auf Vorlage des Ministeriums für Wirtschaft die Tourismuskonzeption des Landes Brandenburg für die Jahre 2006 – 2010 beschlossen. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns erklärte dazu: „Mit der neuen Tourismuskonzeption setzen wir einen wichtigen Akzent in unserer wirtschaftspolitischen Ausrichtung unter dem Motto ‚Stärken stärken’. Der Tourismus bietet rund 50.000 Jobs im Land, im weiteren Sinne profitieren sogar rund 115.000 Menschen. Hinzu kommen 6.600 Auszubildende allein im Gastgewerbe. Der Tourismus hat sich damit zu einem tragenden Pfeiler in der brandenburgischen Wirtschaftsstruktur entwickelt. Diesen zu stärken und weiter auszubauen ist das Ziel der neuen Tourismuskonzeption.“ „Brandenburg wird sich in der Tourismuspolitik künftig an drei Säulen orientieren“, erklärte Minister Junghanns weiter. „Die erste Säule ist der Tagestourismus. Er umfasst rund zwei Drittel des touristischen Umsatzes. Die zweite Säule ist der Thementourismus. Wir werden die Vermarktung des Reiselandes Brandenburg künftig stärker produktorientiert führen. Dadurch können wir unsere touristischen Stärken wie Rad- und Wasserwandern, Kultur- oder barrierefreien Tourismus besser am Markt positionieren. Besondere Wachstumspotenziale bestehen schließlich in der dritten Säule, den internationalen Märkten.“ Die neue Tourismuskonzeption wurde in enger Kooperation des Wirtschaftsministeriums mit führenden Sachverständigen erarbeitet. Das Herzstück der Konzeption bilden fünf Aktionsfelder: Themen- und Produktentwicklung, Qualitätsverbesserung, kreative Vermarktung, Straffung der Organisationsstrukturen sowie Ausrichtung der Tourismusförderung. Das Konzept wird nach der Kabinettverabschiedung dem Landtag zugeleitet. Dieser hatte im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit eine Fortschreibung der Landestourismuskonzeption beschlossen. Die Kernaussagen der Landestourismuskonzeption 2006 – 2010 Mit mehr als 135 Mio. touristischen Aufenthaltstagen pro Jahr und einem Bruttoumsatz von rd. 3,3 Mrd. Euro hat sich der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor des Landes entwickelt und sichert in Brandenburg 115.000 Menschen ihren Lebensunterhalt. Der Auf- und Ausbau einer modernen, zukunftsfähigen touristischen Infrastruktur ist weitgehend abgeschlossen, die Strukturen für ein erfolgreiches Landesmarketing sind geschaffen. Brandenburg, so das Urteil der externen Sachverständigen, präsentiert sich professionell im Markt. In den nächsten Jahren kommt es darauf an, Brandenburgs Rolle als Reisedestination innerhalb eines wachsenden Europas zu festigen sowie die Wettbewerbsfähigkeit und damit die wirtschaftliche Bedeutung des Brandenburg-Tourismus nachhaltig zu erhöhen. Hierfür zeigt das vorgelegte Konzept Potenziale, Aktionsfelder und Maßnahmen auf und beschreibt die Prioritäten, die dabei gesetzt werden müssen. Zu den vorhandenen Stärken gehören eine Reihe von vorbildlichen „Leuchtturm“-Betrieben, die professionelle Vermarktung des Landes durch die TMB Tourismus Marketing Brandenburg GmbH sowie Initiativen zur Verbesserung von Kooperation und Qualität. Die Tourismusförderung verfolgt eine klare Schwerpunktstrategie, kein Gießkannenprinzip. Zudem gehört Brandenburg zu den Vorreitern in der Förderung der immer wichtiger werdenden Qualifizierung und Kompetenzentwicklung. Zusätzliche Potenziale bestehen in der besseren Wahrnehmung der unterschiedlichen Bedürfnisse einzelner Zielgruppen, damit verbunden in einer notwendigen weiteren Steigerung der Kundenorientierung und Servicebereitschaft. Optimierungspotenzial besteht zudem in der derzeitigen Organisationsstruktur mit zu vielen für sich allein zu schwachen Akteuren sowie in die Notwendigkeit zu mehr Kooperation. Brandenburg kann weitere Potenziale in verschiedenen, klar bestimmten Marktsegmenten erschließen. Thematisch betrachtet sind dies vor allem der Erholungs- und Naturtourismus, der Aktivurlaub (Rad-, Wasser-, Wandertourismus), der Kulturtourismus, Gesundheits- und Wellnessreisen sowie der Tagungstourismus. Neben der Gewinnung von Übernachtungsgästen aus dem Inland ergeben sich weitere Potenziale im Tages- und im internationalen Tourismus. Brandenburg hat gute Aussichten auf eine Fortsetzung der seit 1990 positiven Tourismusentwicklung. Dies verlangt jedoch eine Konzentration aller Kräfte auf Produktinnovationen, Angebotsausbau, schlagkräftige Vermarktung und gemeinsames Handeln. Zudem werden Steigerungen bei einem weitgehend gesättigten Inlandsmarkt nur durch Marktanteilsgewinne sowie mit verstärkten Anstrengungen zur Erschließung von Auslandsmärkten möglich sein. Brandenburg-Tourismus 2006 - 2010: Drei strategische Säulen 1. Tagestourismus: Dieser spielt für Brandenburg quantitativ und ökonomisch eine entscheidende Rolle. Es existieren vielfältige Wechselbeziehungen mit Berlin, aber auch mit anderen (Nachbar-) Bundesländern und Grenzräumen (Polen). 2. Thementourismus: Nicht das Land als Ganzes, sondern die einzelnen naturräumlichen, infrastrukturellen und kulturellen Potenziale sind für den weiteren Ausbau des Thementourismus geeignet. Die maßgeblichen Marktsegmente sind vor allem der Aktivtourismus (Rad-, Wasser-, Wander-, Reittourismus), der Erholungs-, Natur-, Land-, Camping-, Kultur-, Familien-/Kinder-/Jugend-, Gesundheits-/Wellness-, Tagungstourismus, aber auch der barrierefreie Tourismus. 3. Internationaler Tourismus: Die hier schlummernden Wachstumspotenziale müssen systematisch und deutlich konsequenter als bisher erschlossen werden. Die Prioritäten liegen bei den internationalen Quellgebieten auf absehbare Zeit sicherlich in den europäischen (Nachbar-) Märkten. Dennoch sollten, wiederum vor allem in Verbindung mit Berlin, auch Märkte wie USA, Japan, China, künftig auch Indien, in angemessenem Umfang und mittels Kooperationsmarketing, bearbeitet werden. Der Ausbau der Kooperation vor allem mit Berlin ist bei allen drei Säulen von erheblicher Bedeutung. Dies spiegelt sich auch im Maßnahmenkatalog an vielen Stellen wider. Die Säulen des Brandenburg-Tourismus korrespondieren mit der Positionierung des Berlin-Tourismus, dokumentiert im „Tourismuskonzept für die Hauptstadtregion Berlin“ von 2004. Brandenburg-Tourismus 2006 - 2010: Fünf Aktionsfelder Der Umsetzung der formulierten Ziele und Strategien dienen die im Tourismuskonzept definierten fünf Aktionsfelder: 1. Das Aktionsfeld „Professionalisierung Themen- und Produktentwicklung“ weist den umfangreichsten Maßnahmenkatalog aus. Hier stehen die nachfragestarken Erholungs- und Aktivprodukte wie Radfahren, Wassertourismus, Wandern, Wellness sowie der Land- und Natururlaub und der Kulturtourismus. Weitere Produktinitiativen sollen beim Tagungs-, Kongress- und Geschäftstourismus bezogen auf die wachsende Zielgruppe 50+ sowie beim Industriekulturtourismus in der Niederlausitz (Internationale Bauausstellung) erfolgen. Eine „Klassifizierungsoffensive“ hat das Ziel, die Profilierung der Betriebe zu erhöhen und die Transparenz für die Kunden zu verbessern. 2. Im Aktionsfeld „Optimierung von Qualität und Qualifizierung“ erhält die noch junge Tourismusakademie Brandenburg eine gute Zwischenbewertung. Es kommen nun steigende Anforderungen auf die Einrichtung zu. 3. Das Aktionsfeld „Kreative Vermarktung und Erschließung neuere Märkte“ steht unter dem Schlagwort Vertriebsoffensive und Markenbildung. Hier werden insbesondere die Schwerpunkte in der Arbeit der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH (TMB) definiert. Angeregt wird beispielsweise auch eine „Metropol-Card Berlin-Brandenburg“. 4. Das Aktionsfeld „Straffung und Optimierung touristischer Organisationsstrukturen“ stellt die Kooperation und Aufgabenverteilung der touristischen Organisationen in Brandenburg in den Vordergrund. Sie nimmt damit auch die aktuellen Beschlüsse und Vorschläge des Landestourismusverbandes zur Aufgabenabgrenzung zwischen den Akteuren auf und schreibt sie fort. Künftig soll es handlungsfähige Reisegebietsorganisationen, eine in Destinationsmanagement und Marketing leistungsstarke TMB, einen Landestourismusverband, der sich insbesondere um das Qualitätsmanagement kümmert, sowie mehr Synergien durch nachbarschaftliche Kooperation, insbesondere mit Berlin geben. Angeregt wird weiterhin, die Lausitz zu einer länderübergreifenden Tourismusregion zu entwickeln. 5. Das fünfte Aktionsfeld „Anpassung der Tourismuspolitik und –förderung“ richtet sich nach innen. Hier stehen die Empfehlungen an die Ressorts der Landesregierung im Vordergrund.