Staatskanzlei

Monitoringbericht der Fachstelle Antisemitismus

Mehr antisemitische Vorfälle in Brandenburg / Landesregierung stärkt Maßnahmen gegen Judenhass

veröffentlicht am 02.07.2025

Antisemitismus ist in Brandenburg nicht nur anhaltend präsent, sondern zunehmend offensiv sichtbar: auf den Straßen, in Gedenkstätten, in Bildungseinrichtungen und selbst im Wohnumfeld der Betroffenen. Zu diesem Ergebnis kommt die Fachstelle Antisemitismus, die heute in Potsdam gemeinsam mit der Chefin der Staatskanzlei, Ministerin Kathrin Schneider, und dem Antisemitismusbeauftragten des Landes, Andreas Büttner, den zivilgesellschaftlichen Monitoringbericht Antisemitismus vorgestellt hat. Der Bericht dokumentiert 484 antisemitische Vorfälle im Jahr 2024 – ein Anstieg um 28,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ministerin Schneider betonte: „Die Zahlen des Monitoringberichts zeigen uns unmissverständlich: Der Antisemitismus tritt immer offener auf und ist bedrohlicher geworden – und das insbesondere seit dem 7. Oktober 2023. Jüdinnen und Juden erleben Hass nicht mehr nur im Netz, sondern im Alltag, an Haustüren, auf der Straße, in Schulen oder Gedenkstätten.“

Brandenburg hat früh Verantwortung übernommen für die Prävention von Antisemitismus und die Förderung jüdischen Lebens, unter anderem mit der Einrichtung der Fachstelle Antisemitismus im Jahr 2019 sowie 2022 mit der Verankerung der Förderung jüdischen Lebens als Staatsziel in der Verfassung des Landes. Schneider: „Im vergangenen Jahr haben wir in Brandenburg weitere wichtige Schritte unternommen, um jüdisches Leben sichtbar und sicherer zu machen: mit dem Handlungskonzept „Antisemitismus entschlossen gegenübertreten – jüdisches Leben stärken“, der Wahl des Antisemitismusbeauftragten und der Eröffnung des neuen Synagogenzentrums in Potsdams Mitte. Wir dürfen als Gesellschaft nicht hinnehmen, dass Menschen jüdischen Glaubens sich in unserem Land nicht mehr sicher fühlen. Antisemitismus ist ein Angriff auf unsere Demokratie – und ihn zu bekämpfen ist unsere gemeinsame Aufgabe.“

Seit dem 20. Juni 2024 ist Andreas Büttner Beauftragter zur Bekämpfung des Antisemitismus im Land Brandenburg. Er zeigte sich ebenfalls besorgt über die Entwicklung: „Die Zunahme antisemitischer Vorfälle zeigt, wie sehr jüdisches Leben auch in Brandenburg unter Druck geraten ist. Das stellt uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam – Politik, Zivilgesellschaft, Bildungseinrichtungen und Sicherheitsbehörden – alles daransetzen, Antisemitismus frühzeitig zu erkennen, ihm entschieden entgegenzutreten und jüdisches Leben zu schützen. Brandenburg steht zusammen gegen Hass und Ausgrenzung.“

Derviş Hızarcı, Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) e. V., dem Trägerverein der Fachstelle Antisemitismus, warnte: „In den letzten drei Jahrzehnten konnten wir uns in Brandenburg darüber freuen, dass jüdisches Leben in den jüdischen Communities immer vielfältiger geworden ist. Jüdisches Leben ist selbstverständlich und ebenso divers. Jüdischer Alltag ist aber leider auch geprägt von antisemitischen Vorfällen. Antisemitismus wird mehr, wird lauter, wird rauer und wird aggressiver. Wir müssen uns deshalb umso mehr gegen den Judenhass stellen."

Der aktuelle Monitoringbericht dokumentiert nicht nur mehr Vorfälle, sondern macht auch qualitative Verschiebungen sichtbar:

  • Der israelbezogene Antisemitismus ist von 11 auf 26,7 Prozent gestiegen.
  • Antisemitismus zeigt sich zunehmend im öffentlichen Raum, mit 98 Fällen auf der Straße und 30 im Öffentlichen Nahverkehr.
  • Angriffe (13 Fälle), Sachbeschädigungen (43 Fälle) und verletzendes Verhalten (389) haben deutlich zugenommen.
  • Tatorte wie Gedenkstätten (63 Fälle) oder Bildungseinrichtungen (66 Fälle) unterstreichen die Dringlichkeit gezielter Präventionsmaßnahmen.
  • Rechtsextremismus ist weiterhin die dominierende ideologische Motivation (213 Fälle). Dem antiisraelischen Aktivismus werden 94 Vorfälle zugeordnet, Verschwörungsideologen 30 Fälle, dem Islamismus 18 und 6 dem Linksextremismus.

Besonders alarmierend ist der Trend, dass Antisemitismus verstärkt in das private Wohnumfeld eindringt. Von Schmierereien mit Davidsternen an Haustüren bis hin zu gezielten Einschüchterungen dokumentiert der Bericht Vorfälle, die eine neue Qualität an Bedrohung erreichen.

Den gesamten Monitoring-Bericht finden Sie unter:

https://www.kiga-brandenburg.org/publikationen/