Staatskanzlei

Woidke sieht im Kniefall von Warschau Symbol des Neuanfangs in den deutsch-polnischen Beziehungen

veröffentlicht am 05.12.2020

Der Polen-Koordinator der Bundesregierung und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigt die herausragende historische Bedeutung des „Kniefalls von Warschau" von Willy Brandt. Den spontanen Kniefall machte der damalige Bundeskanzler am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto unmittelbar vor der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages im Rahmen der neuen Ostpolitik. Woidke betont anlässlich des 50. Jahrestages dieser stummen Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen am polnischen Volk im 2. Weltkrieg:

„Ohne Mut, Verantwortungsbereitschaft und Weitsicht auf beiden Seiten hätte der Weg der Annäherung und Versöhnung zwischen Deutschen und Polen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht beschritten werden können. Willy Brandt hat hierfür Großes geleistet. Dass Deutsche und Polen heute Freunde und Partner sind ist keine Selbstverständlichkeit. Dieses Vermächtnis hochzuhalten, liegt in unserer Verantwortung."

Woidke weiter: „Der Kniefall von Willy Brandt war damals - 25 Jahre nach Kriegsende und mitten im Kalten Krieg - eine emotionale und berührende Geste. Sie brachte auch die innere Stärke und die tiefe humanistische Überzeugung des späteren Friedensnobelpreisträgers zum Ausdruck, auch weil seine Ostpolitik im damaligen Westdeutschland insbesondere in konservativen Kreisen mit Argwohn und Ablehnung begleitet wurde. Historisch betrachtet wurde damit jedoch der Weg zu Mauerfall und Wiedervereinigung gelegt. Heute gilt der Kniefall als Symbol des Neuanfangs in den deutsch-polnischen Beziehungen."

Zum spontanen Kniefall in Warschau vor dem Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto schrieb Willy Brandt später in seinen Erinnerungen: „Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt." Im Warschauer Vertrag stellten beide Länder übereinstimmend fest, dass die Oder-Neiße-Linie die Westgrenze Polens bildet. Zugleich bekräftigten beide Staaten die Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen und verpflichteten sich, keine Gebietsansprüche zu erheben. Auch bekannten sie sich zu Gewaltfreiheit im Sinne der Vereinten Nationen und vereinbarten weitere Schritte zur vollen Normalisierung und umfassenden Entwicklung ihrer gegenseitigen Beziehungen.

 

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