Staatskanzlei

Wissenschaft als Motor des Strukturwandels: Forscher sehen bedeutende Impulse für die Lausitz

veröffentlicht am 30.04.2025

Brandenburg setzt bei der Strukturentwicklung in der Lausitz auch einen Schwerpunkt auf die Förderung von Wissenschaft und Forschung. Dieser strategische Fokus ist nach Ansicht von Forscherinnen und Forschern zukunftsweisend für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die Stärkung der Wissenschaft kann Wachstum und Beschäftigung fördern und die Lebensqualität nachhaltig steigern. Das geht aus dem vierten Bericht der Begleitforschung zur Lausitzer Strukturentwicklung hervor, der heute in Cottbus im Beisein der Chefin der Kanzlei, Ministerin Kathrin Schneider, vorgestellt worden ist.

Schneider betonte: „Die Stärkung der Wissenschaft in der Lausitz ist ein zentraler Baustein der Strukturentwicklung. Entscheidend ist, dass die geförderten Projekte regional wirken, langfristig tragfähig sind und ihre Potenziale für Beschäftigung und Innovation entfalten. Dafür braucht es Verlässlichkeit, Koordination und eine enge Verzahnung mit der Wirtschaft. Ich danke für die wertvollen Hinweise der Experten, die wir in unsere weitere Arbeit für die Lausitz einfließen lassen. Es ist entscheidend, dass wir wissenschaftliche Exzellenz und wirtschaftlichen Nutzen nachhaltig miteinander verbinden.“

BTU-Präsidentin Prof. Gesine Grande unterstrich: „Erfolgreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation in der Lausitz durch große Investitionen in Wissenschaft und Innovation zu ermöglichen, war eine wichtige politische Entscheidung in Brandenburg. Die BTU hat sich in diesem Prozess zu einem Netzwerkknoten in einer sehr dynamisch wachsenden Wissenschaftslandschaft entwickelt. Gemeinsam mit unseren wissenschaftlichen Partnern investieren wir in Forschung und Transfer mit einem Fokus auf die zentralen Herausforderungen der zukunftsorientierten regionalen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Es freut mich, dass der Bericht Wissenschaft, Politik und Unternehmen auf diesem Weg bestärkt.“

Prof. Stefan Zundel, Fachgebiet Allgemeine VWL mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltökonomik an der BTU Cottbus-Senftenberg, sagte: „Investitionen in die Wissenschaft nützen nicht nur den wissenschaftlichen Institutionen vor Ort. Sie sind auch ein geeignetes Mittel der Wirtschaftsförderung, weil sie das regionale Innovationssystem stärken, innovative Impulse für die regionalen Unternehmen erzeugen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region stärken.“

Mit rund sechs Milliarden Euro wird gut die Hälfte der Strukturstärkungsmittel in Wissenschaft und Forschung investiert. Der im Aufbau befindliche Lausitz Science Park (LSP) soll unter anderem mit der Forschungsfabrik chesco, dem Zentrum zur Erforschung hybrid-elektrischer und elektrischer Systeme für den Mobilitätssektor, internationale Strahlkraft entwickeln. Die neu gegründete Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL-CT) mit dem Digitalen Leitkrankenhaus steht für die Gesundheitsversorgung der Zukunft auch im ländlichen Raum. Der Start der Ausbildung künftiger Ärztinnen und Ärzte ist bereits für das Wintersemester 2026/27 vorgesehen.

Seit Ende 2021 wird der Strukturwandel durch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IW) Halle wissenschaftlich begleitet. Regelmäßig legen die Forscherinnen und Forscher zu bestimmten Themen sogenannte Policy Briefe vor. Im jetzt vorgelegten vierten Bericht geht es um die Rolle von Wissenschaft und Forschung im Strukturwandel und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Chancen.

Nach Ansicht der Wissenschaftler stellen die Investitionen in die Wissenschaft ein nie dagewesenes regionales Konjunkturprogramm dar. Der Fokus auf die Lausitz-Metropole Cottbus lässt selbsttragende Effekte entstehen, die die Lausitz überregional für die Wissenschaft aber auch Wirtschaft interessant machen. Es kommen vor allem wissenschaftliche Einrichtungen mit einem starken Anwendungsbezug in die Lausitz. Zudem eröffnet die außergewöhnlich langfristige Förderung zahlreicher Wissenschaftsprojekte – teils über das Jahr Kohleausstiegsjahr 2038 hinaus – neue Chancen. Allerdings ist das kein Selbstläufer. Die Forscher empfehlen deshalb ein sorgfältiges Monitoring und eine aktive Verzahnung von Projekten und der Region.

Gezielte Maßnahmen u.a. in folgenden Handlungsfeldern könnten die Erfolgsaussichten steigern:

  • Fachkräftesicherung: Der Zugang internationaler Studierender zum regionalen Arbeitsmarkt muss verbessert werden – unter anderem durch frühzeitige Sprachangebote. Zudem sollten wissenschaftliche Einrichtungen ihre Personalstrategien abstimmen – etwa über das Lausitz Science Network.
  • Bevölkerungswachstum: Für den zu erwarteten Zuzug von Fachkräften sind Investitionen in die soziale und bauliche Infrastruktur nötig.
  • Wissenschaftstransfer: Der Lausitz Science Park bietet große Potenziale für Start-ups und die Ansiedlung technologieaffiner Firmen. Dazu muss der LSP langfristig stabil und unabhängig von politischen Veränderungen aufgestellt werden.
  • Wirtschaft und Handwerk: Notwendig sind erlebbare Transferangebote – von Demonstrationsanlagen bis zu Scouts, die gezielt Unternehmen ansprechen. Ein gemeinsamer Transferbericht der wissenschaftlichen Akteure kann Transparenz und Austausch fördern.

Hintergrund

Mehr als zehn Milliarden Euro werden derzeit in den Lausitzer Strukturwandel investiert. Bund und Land setzen damit eine Vielzahl von Projekten um: von ICE-Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn und Medizinische Universität Lausitz über Industrieansiedlungen bis öffentliche Fürsorge, Kultur und Tourismus. Dadurch entstehen Tausende neue Arbeitsplätze.

Bereits im Jahr 2021 hat Brandenburg die Begleitforschung zur Strukturentwicklung in Auftrag gegeben, um externen Rat und Expertise für einen Erfolg des Wandels einzuholen. Im Rahmen des Auftrages wurden bislang folgende Strategiepapiere erstellt:

  • Policy Brief I: „Evaluierung, Monitoring und wissenschaftliche Begleitung des Strukturwandels in der Lausitz“
  • Policy Brief II „Im Osten was Neues? Strukturwandel in der Lausitz – eine Zwischenbilanz“
  • Policy Brief III: „Engpass Arbeitsmarkt?! Chance und Risiko für den Strukturwandel in der brandenburgischen Lausitz“
  • Policy Brief IV „Die (neue) Rolle der Wissenschaft für den Strukturwandel in der brandenburgischen Lausitz“

Weitere Informationen
Begleitforschung Strukturwandel (BeForSt)
Policy Brief IV (PDF-Format)

 

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