Staatskanzlei

Jugendliche besuchen historische Orte in Tschechien – Land unterstützt Bildungsreise

veröffentlicht am 24.03.2008

Der Auseinandersetzung mit Auswirkungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft dient eine Bildungsreise von 20 brandenburgischen Jugendlichen nach Tschechien, die von der Landesregierung mit rund 14.000 Euro unterstützt wird. Veranstaltet und betreut von der Bildungseinrichtung Buckow e.V. werden im Mai 2008 Jugendliche, die auf dem Arbeitsmarkt besonderes benachteiligt sind und politisch einen Hang zur rechten Szene haben, auf der elftägigen Reise historische Stätten wie das jüdische Viertel in Prag, die Gedenkstätten Theresienstadt und Lidice sowie das Schloss Konopiste in Benesov besuchen. Gleichzeitig werden ihnen umfangreiche Gesprächs- und Bildungsangebote unterbreitet. Ministerpräsident Matthias Platzeck: „Eine derartige Reiseform scheint mir besonders geeignet, die gesellschaftliche und berufliche Integration dieser Jugendlichen zu verbessern. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte am historischen Ort unter pädagogischer Anleitung ist aus meiner Sicht ein sehr guter Weg, Jugendliche mit kaum verfestigtem rechtsextremen Gedankenbild die historische Dimension des nationalsozialistischen Terrors eindrücklich zu verdeutlichen.“ Bildungsminister Holger Rupprecht: „Wir haben uns zum Ziel gestellt, kein Kind zurückzulassen. Deshalb mühen wir uns auch um diese gefährdeten Jugendlichen. Die Verherrlichung des Nationalsozialismus kann durch das unmittelbare Erleben der historischen Originalschauplätze zurückgedrängt werden, Fremdenfeindlichkeit am besten durch internationale Kontakte und Gespräche.“ Neben den historischen Orten steht auf dem Besuchsplan der Jugendlichen auch die Besichtigung eines Skoda-/VW-Werks. Von den begleitenden Sozialpädagogen und Betreuern ist eine tägliche Vor- und Nachbereitungszeit der Erlebnisse - vor allem mit der mitreisenden Zeitzeugin Helga Luther - eingeplant. Die Jugendlichen können über ihre Vorstellungen und Eindrücke sprechen und werden eine schriftliche Dokumentation der Reise anfertigen. Zurück in Brandenburg erfolgt eine etwa neunwöchige Nachbereitung der Reise mit Sozialpädagogen der Einrichtung. Diese Arbeit mündet in eine Foto- und Präsentationsmappe. Seit mehr als zehn Jahren stellt sich die 82-jährige Helga Luther Schülern als Zeitzeugin zur Verfügung. Mit Jugendlichen aus der Bildungseinrichtung Buckow unternimmt sie jährlich Gedenkfahrten unter anderem in frühere Konzentrationslager. Mit 19 Jahren wurde Helga Luther ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel deportiert. Aufgabe und Zweck der Bildungseinrichtung Buckow e.V. ist die berufliche, sozialpädagogische und wirtschaftliche Betreuung Jugendlicher, insbesondere die Förderung der Ausbildung, Fort- und Weiterbildung junger Menschen.