Staatskanzlei

„Um Brandenburg besonders verdient gemacht“ –
Platzeck verleiht Verdienstorden des Landes

veröffentlicht am 13.06.2007

Fotos der Verleihung Ministerpräsident Matthias Platzeck hat heute zum dritten Mal anlässlich des brandenburgischen Verfassungstages den Verdienstorden des Landes überreicht. Bei der festlichen Veranstaltung in der Potsdamer Staatskanzlei betonte Platzeck, die Geehrten hätten sich „in besonderer Weise verdient gemacht um Brandenburg“. Er dankte ihnen, weil sie „weit über Ihr berufliches Engagement hinaus für Brandenburg gearbeitet“ haben. Platzeck wörtlich: „Sie gaben und geben dafür Ihre Zeit, Ihr Wissen, Ihre Erfahrung und manchmal auch Ihr Geld. Und Sie tun es ohne Zwang, aus freien Stücken. Mit nimmer müdem Elan. Mit immer neuen Ideen. Sie repräsentieren die besten Seiten unseres Landes“ In keinem anderen ostdeutschen Land gebe es mehr ehrenamtlich Tätige, unterstrich Platzeck. „Es ist die tagtägliche Leistung der Vereine und Freiwilligen Feuerwehren, der Beiräte, Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen, die als Organe unserer Bürgergesellschaft deren Funktionieren und deren Zusammenhalt garantieren“, sagte Platzeck. „Bürgerschaftliches Engagement bildet in Brandenburg tatsächlich das Rückgrat des Gemeinwesens. Darauf dürfen wir alle stolz sein.“ Ein Blick auf das heutige Brandenburg verrate, dass „wir durchaus mit Zuversicht in die Zukunft blicken können. Brandenburg erlebt die besten Jahre seiner jüngeren Geschichte. Unsere Wirtschaft wächst, immer mehr Brandenburgerinnen und Brandenburger kommen in Arbeit und wir können heute mit Fug und recht allen Jungen und Mädchen unseres Landes sagen: Wenn ihr Euch auf den Hosenboden setzt, ordentlich lernt, dann findet Ihr in dieser Region eine berufliche Perspektive.“ Platzeck erinnerte daran, dass er bereits bei seiner Israelreise Ende April dieses Jahres drei Überlebende des Holocaust mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet hatte, die sich in besonderer Weise um die deutsch-israelische Aussöhnung und um das notwendige Erinnern an die Geschichte der Shoa verdient gemacht haben. Es sei ihm wichtig, Vertretern einer Generation zu danken, „die nach dem Holocaust willens und in der Lage waren, einen gemeinsamen Neuanfang auch mit Brandenburg zu wagen.“ Geehrt wurden in diesem Jahr: Almut Berger: Die ehemalige Pastorin wird für ihre 15-jährige Tätigkeit als Ausländerbeauftragte Brandenburgs geehrt. Ihr Verdienst ist es, dass das Land heute über gut funktionierende Strukturen zur Aufnahme, Unterbringung und sozialen Betreuung von Zuwanderern verfügt. Projekte, wie die Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) und die Mobilen Beratungsteams (MBT) gehen auf ihre Initiative zurück. Frau Berger hat Anstöße dafür gegeben, dass Brandenburg sich frühzeitig mit den gesellschaftlichen Gefahren durch den Rechtsextremismus auseinander gesetzt hat und insbesondere auch auf diesem Feld bürgerschaftliches Engagement fördert. Dabei hat sie immer die Zuwanderer und ihre Schicksale im Blick behalten. Ruth Cornelsen: Mit der 1996 von ihr gegründeten Stiftung hat Frau Cornelsen wesentlich zu Erhalt und Restaurierung kulturhistorischer Gebäude und Kunstwerke in unserer Region beigetragen und damit die Arbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in entscheidender Weise unterstützt. Sie beteiligte sich mit Ihrer Stiftung u.a. an der Wiedereröffnung der Schlösser Caputh und Paretz sowie an der Restaurierung des Konzertssaals im Marmorpalais. Ihr Engagement ist über die finanzielle Förderung hinaus beispiellos identitätsstiftend für Brandenburg. Dr. Jürgen Eschert: Als ehrenamtlicher Vorsitzender des Kanu-Clubs Potsdam hat er sich große Verdienste um den Aufbau des Vereins und die Öffnung hin zum Breitensport erworben. Die Kinder- und Jugendarbeit des Vereins ist Vorbild für andere. Nach einer sehr erfolgreichen Sportlerlaufbahn – gekrönt durch den Olympiasieg im Einer-Canadier bei den Olympischen Spielen 1964 – ist er seit der politischen Wende Garant für Potsdamer Kanu-Erfolge. Die Landeshauptstadt verdankt ihm zahlreiche publikumswirksame Veranstaltungen, u.a. die Wasserspiele und den Kanalsprint. Hans-Peter von Kirchbach: An der Oder machte der Bundeswehrgeneral vor fast genau zehn Jahren das schier Unmögliche möglich. Als Kommandeur leitete er den Einsatz von bis zu 30 000 Soldaten der Bundeswehr gegen die Jahrhundertflut 1997. In zahllosen 24-Stunden-Einsätzen, unter Aufbietung aller Kräfte und immer offen für vertretbares Risiko und innovative Ideen haben er und seine Soldaten u.a. dafür gesorgt, dass der Deich bei Hohenwutzen gehalten und das gesamte Oderbruch vor Überschwemmung bewahrt wurde. Sein Name ist zudem eng mit der Deutschen Einheit verbunden. Als Kommandeur löste er die ehemalige 9. Panzerdivision der Nationalen Volksarmee auf und überführte Teile in die aufzubauende Heimatschutzbrigade 41 der Bundeswehr. Nach der Versetzung in den Ruhestand im Jahr 2000 wurde der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe und erwarb sich Verdienste vor allem um den Rettungsdienst. Gisela Kurze: Gemeinsam mit Christian Albroscheit gründete sie in Potsdam im August 1999 die "Arbeitsgemeinschaft Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis". Seitdem setzt sich Frau Kurze ehrenamtlich für den Erhalt und Ausbau der Potsdamer Gedenkstätte in der Leistikowstraße 1 ein. Damit leistete sie einen Beitrag zur Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit. Ihr Engagement ist ein wichtiger Baustein der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zum Thema DDR und SED-Vergangenheit. Seit 2003 gehört sie dem Vorstand von MEMORIAL Deutschland e.V. an. Durch ihr Auftreten und ihre Sachkenntnis hat sie sich Vertrauen erarbeitet sowohl bei den ehemaligen Häftlingen, als auch bei den Interessengruppen und Vereinen, die sich um den Erhalt des Hauses bemühen. Manfred Kurzer: Der Doppelolympiasieger von 2004 zählt zu den herausragenden Sportlern Brandenburgs. Herr Kurzer ist der erfolgreichste Sportschütze der deutschen Sportgeschichte, seine Spezialdisziplin ist die „Laufende Scheibe“. In den Jahren 2004 und 2005 war er jeweils Sportler des Jahres des Landes Brandenburgs. Herr Kurzer kann auf eine mehr als 16-jährige aktive Sportlaufbahn verweisen, holte 2 Weltmeistertitel und 25 Titel und ebenso viele Platzierungen bei Europameisterschaften. Heute setzt er sich als Vizepräsident der Schützengilde Frankfurt (Oder), dem Trägerverein des Landes und Bundesstützpunkt Sportschießen insbesondere für die Nachwuchsentwicklung im Schießsport ein. Sowohl mit seinen sportlichen Erfolgen als auch mit seinen ehrenamtlichen Aktivitäten ist er Vorbild für andere. Artur Labrenz: Er gilt in seiner Prignitzer Heimat als „Storchenvater“. Vor allem ist es Herrn Labrenz zu verdanken, dass das Storchendorf Rühstädt weit über die brandenburgischen Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. 1990 wurde er Vorsitzender des neu gegründeten Storchenclubs. Rühstädt ist heute größte Storchenkolonie Deutschlands und wurde durch Euronatur 1996 als „Europäisches Storchendorf“ ausgezeichnet. Der Einsatz für den Weißstorchenschutz verstand Herr Labrenz immer auch als Impuls für die touristische Entwicklung des strukturschwachen ländlichen Raums. Heute besuchen jährlich 30.000 und 40.000 in- und ausländische Gäste die 500-Einwohner-Gemeinde. Prof. Dr. Wolfgang Loschelder: Als langjähriger Rektor der Potsdamer Universität hat er einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau und zur Entwicklung der Universität der Landeshauptstadt und der Hochschullandschaft Brandenburgs insgesamt geleistet. Als langjähriger Vorsitzender der Brandenburgischen Landesrektorenkonferenz, Vorsitzender des Vereins Pro Wissenschaft e.V. und als Mitglied im Beirat „Wissens - und Technologietransfer“, der den Ministerpräsidenten in Fragen der Innovationspolitik berät, prägte er mit seiner profunden Sachkenntnis und langjährigen Berufserfahrung die Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Brandenburg entscheidend mit. Prof. Loschelder ist zudem ehrenamtlich seit Jahren Stadtbeauftragter der Malteser und Vorsitzender des Beirats für den Malteser Treffpunkt Freizeit. Norbert Ohst: Der Unternehmer aus Rathenow steht für eine besonders erfolgreiche Mittelstandsgeschichte in Brandenburg. Bereits in dritter Generation wird die Firma OHST Rathenow als Familienbetrieb geführt. Heute bestimmt Norbert Ohst als Vorstandsvorsitzender der OHST Medizintechnik AG die Geschicke des Unternehmens. Die Firma ist seit 1992 auf dem Gebiet der Medizintechnik, insbesondere der Endoprothetik, tätig und entwickelt und fertigt orthopädische Gelenke aus Implantatstahl und komplette Dienstleistungen für bereits vorhandene Implantationssysteme und Instrumente. Ohst unterstützt Sportvereine und Kultureinrichtungen seiner Heimatstadt und trug wesentlich auch zum Erfolg der Landesgartenschau 2006 bei. Gisela Otto: Die Lehrerin ging 1995 im Kampf gegen Leukämie mit dem Aufruf "Helft Stefan" auf die Suche nach einem geeigneten Knochenmarkspender. Ihr Schüler Stefan war der Auslöser dafür. Später entschloss sie sich, ein Register mit Knochenmarkspenderinnen und -spendern für die Region Berlin-Brandenburg aufzubauen. Aus dem Aufruf "Helft Stefan" wurde im Herbst 1996 der gemeinnützige Verein "Aktion Knochenmarkspende Brandenburg-Berlin", deren ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende Frau Otto bis heute ist. 45 Menschen konnte bisher eine lebensrettende Spende vermittelt und damit die Chance auf ein zweites Leben geschenkt werden. Jutta Schütze: Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann das Tierheim Rathenow zu einer Einrichtung entwickelt, die ihresgleichen sucht. Frau Schütze nimmt Tiere auf, die ausgesetzt oder schlecht behandelt wurden, vermittelt sie im günstigsten Fall weiter. Sie ist aber auch für diejenigen Menschen da, die aus unterschiedlichen Gründen mit ihrem Tier nicht klarkommen. In dem Tierheim werden Schülern regelmäßig Praktika angeboten. Frau Schütze organisiert Tage der offenen Tür und viele andere Veranstaltungen. Sie ist zudem seit mehr als zehn Jahren stellvertretende Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Brandenburg. Prof. Rudolf von Thadden: Sein Name ist fest verbunden mit dem Ort Genshagen, wo er im Jahr 1994 das inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Berlin-Brandenburgische Institut für Deutsch-französische Zusammenarbeit in Europa etabliert hat. Seine außerordentlich engagierte Arbeit trug dazu bei, dass das Institut zu einer modernen, international anerkannten Tagungs- und Begegnungsstätte ausgebaut werden konnte. Die Stiftung Genshagen fördert die Völkerverständigung und den Dialog in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Der Schwerpunkt liegt auf der Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit in Europa, mit dem besonderen Fokus, die östlichen Nachbarn einzubeziehen. Genshagen wurde unter Leitung Prof. von Thaddens ein besonderer Ort der zivilgesellschaftlichen Begegnung.