Staatskanzlei

Woidke überreicht „Band für Mut und Verständigung“

veröffentlicht am 23.06.2014

Ministerpräsident Dietmar Woidke hat heute das „Band für Mut und Verständigung“ überreicht. In seiner Laudatio in der Potsdamer Staatskanzlei sagte Woidke: „Bereits zum 21. Mal zeichnet das `Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit` Menschen aus, die sich mutig um eine freiheitliche, tolerante und offene Gesellschaft verdient gemacht haben.“ Deren Zivilcourage sei für Brandenburg und Berlin absolut unverzichtbar, hob der Ministerpräsident hervor. Woidke dankte den Preisträgern und auch all jenen, die sich dem Anliegen verschrieben haben und in diesem Jahr nicht geehrt werden können. Der Ministerpräsident wörtlich: „Nicht alle konnten berücksichtigt werden, doch die wichtigste Siegerin stand von vornherein fest: unsere Demokratie!“ Die Auszeichnung wird seit 1993 vom „Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit“ verliehen. Woidke nannte es ein „schönes Beispiel dafür, wie der Schulterschluss zwischen Politik, Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden und Vereinen funktionieren kann“. Er würdigte insbesondere den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Berlin-Brandenburg, der die Initiative ins Leben gerufen hatte und bis zum heutigen Tag organisiert. Wir dokumentieren im Folgenden die Preisträgerinnen und Preisträger in diesem Jahr mit den Begründungen der Jury: Michael Kurzwelly hat mit der Gründung des Vereins „Słubfurt“ vor 15 Jahren auf kreative Art und Weise einen neuen „Raum“ zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice erschaffen. Kurzwelly macht mit phantasievollen und oft auch radikalen Aktionen immer wieder deutlich, dass Deutschland und Polen lediglich konstruierte Wirklichkeiten sind, „die Menschen mithilfe ihrer Sinne und der Kommunikation untereinander erst erschaffen“. Der Verein „Słubfurt“ trägt mit zahlreichen grenzübergreifenden Projekten dazu bei, dass Vorurteile abgebaut werden und die transnationale Zusammenarbeit gefördert wird. Runder Tisch für Ausländer – gegen Gewalt in Spremberg gründete sich 1991 nach einem Brandanschlag auf das damalige Asylbewerberheim in Spremberg/Schwarze Pumpe. Seitdem sorgt die Initiative dafür, dass die Stadt die Probleme mit der rechtsextremen Szene nicht mehr ignoriert, sondern bewusst angeht. Vertreter der ´Runden Tische´ setzen sich dafür ein, dass Asylsuchende in Spremberg Bargeld erhalten, statt der so genannten Magazinversorgung und Gutscheine. Sie unterstützen mit hohem persönlichem Engagement in der Stadt lebende Migranten in Fragen des Alltags. Christiane Schott und die Bürgerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ treten gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz in Berlin-Neukölln ein. Christiane Schott bewies beeindruckend viel Mut und Zivilcourage, in dem sie sich von den Übergriffen der Neonazis auf sie und ihre Familie nicht einschüchtern ließ, sondern mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit ging. Die Anwohner der Hufeisensiedlung entschieden sich daraufhin dafür, sich gemeinsam gegen rechte Übergriffe zur Wehr zu setzen und Christiane Schott in ihrem Kampf nicht allein zu lassen. Als Bürgerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ positionieren sie sich seit 2012 gegen die Nazi-Umtriebe in der Gegend und mischen sich in die Diskussion um ein in der Nachbarschaft entstehendes Asylbewerberheim ein, damit sich Szenen wie in Berlin-Hellersdorf nicht wiederholen. Netzwerk „Deutschkurse für alle!“ setzt mit seiner Initiative ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen in Not. Es bietet kostenlose beziehungsweise sehr günstige Deutschkurse für Geflüchtete und Migranten, denen die Teilnahme am „regulären“ Kursangebot aufgrund ihres Aufenthaltstitels oder fehlender finanzieller Mittel nicht möglich ist. Mit ihrem hohen ehrenamtlichen Engagement vermitteln die Mitglieder den Flüchtlingen ein Gefühl von Solidarität und unterstützen sie in ihrem Streben nach Selbstständigkeit. Die Kurse leisten einen entscheidenden Beitrag dazu, Isolationen aufzubrechen und eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.  Die Sonderpreise gehen in diesem Jahr an: Gertrud Wagemann setzt sich mit ihrer engagierten ehrenamtlichen Arbeit bereits seit vielen Jahren in vielfältigster Weise für den interkulturellen und sozialen Dialog in Berlin und Brandenburg ein. Besonders hervorzuheben sind der aus ihrer Idee und Konzeption heraus entwickelte Interkulturelle Kalender, der seit 1996 erscheint, sowie ihr hohes Engagement in der Werkstatt der Religionen und Weltanschauungen. Literaturclub Campus Efeuweg 12-17 jährige Schülerinnen und Schüler aus über zehn Nationen setzen sich seit mehr als sechs Jahren mit hohem ehrenamtlichem Engagement für die interkulturelle Verständigung in Berlin-Neukölln ein. Regelmäßig lesen sie in ihrer Freizeit in sozialen Einrichtungen vor und organisieren eigenständig Lesungen und Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus beschäftigen sie sich im Rahmen von Theaterprojekten auf kreative Art und Weise mit dem Thema Vorurteile gegenüber anderen Kulturen und Religionen. Gemeinsam mit der Shakespeare Company Berlin probten sie zuletzt das Stück „No Romeo – nix Julia“, um es dann im März unter großer Begeisterung der Zuschauer aufzuführen. Das „Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit“ war 1991 nach ausländerfeindlichen Übergriffen auf Asylbewerber-Unterkünfte im sächsischen Hoyerswerda auf Initiative des DGB-Landesbezirks gegründet worden. Dem Bündnis gehören neben Ministerpräsident Woidke und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit unter anderem die Landesverbände der Wohlfahrt beider Länder, die evangelische und die katholische Kirche und die Jüdische Gemeinde zu Berlin an. Die Verleihung des „Bandes für Mut und Verständigung“ findet jährlich im Wechsel in Potsdam und Berlin statt.