Staatskanzlei

Alber: Mehr Chancen für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen

Zu den Ergebnissen der Kabinettssitzung teilt der stellvertretende Regierungssprecher Holger Drews mit:

veröffentlicht am 18.08.2009

Die aktuelle Lebenssituation behinderter Menschen in Brandenburg und die Weiterentwicklung der Landesbehindertenpolitik steht im Mittelpunkt der Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage, über die Sozialstaatssekretär Winfrid Alber in der heutigen Kabinettssitzung informiert hat. „Behindertenpolitik wird noch stärker als bisher eine Querschnittsaufgabe, die grundsätzlich alle Politikfelder berührt“, betonte Alber. „Wir müssen weg davon, nur die Defizite der Menschen mit Behinderung zu sehen. In unserer heutigen Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein.“ Alber erinnerte daran, dass die Konvention der Vereinten Nationen in Bezug auf die Rechte von Menschen mit Behinderung die „Inklusion“ fordert. Das bedeute, Menschen mit Behinderungen nicht in sogenannten Sondersystemen zu versorgen, sondern ihnen einen Platz in den allgemeinen Angeboten und Strukturen zu erhalten. Brandenburg habe mit diesem Ziel beispielsweise schon die Sonderkitas aufgelöst. Umstellungsbedarf bestehe jedoch noch in anderen Bereichen, zum Beispiel in Schule oder der Wohn- und Arbeitswelt. Alber verwies auf zwei wichtige Entwicklungen in der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen: In Brandenburg sei die Bedeutung ambulanter Hilfen deutlich gestiegen. Im Vergleich mit den anderen ostdeutschen Bundesländern nehme Brandenburg mit 30 Prozent Anteil an der ambulanten Versorgung in Relation zur Gesamt-Versorgung eine Spitzenposition ein. „Den Grundsatz `ambulant vor stationär` auch in die Tat umzusetzen, ist uns ein wichtiges Anliegen. Indem Menschen mit Behinderung ermöglicht wird, in ihrem häuslichen Umfeld zu leben und nicht fern von der Familie in Heimen, ist ein großer Schritt in Richtung Integration getan.“ Mit Blick auf die jährlich wachsende Anzahl der Beschäftigten in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) – gegenwärtig steigt die Zahl um rund 500 jährlich - forderte Alber: „Hier müssen wir alte Muster aufbrechen. Es kann nicht sein, dass die Schulabgänger aus der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung automatisch in die Werkstätten kommen. Wir wollen – wo immer möglich - eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt.“ Ein gemeinsames Modellprojekt von Arbeits- und Bildungsministerium arbeitet daran, diesen bisherigen Automatismus zu durchbrechen. Der Ansatz dabei ist, bereits frühzeitig die individuellen Kompetenzen der Schüler zu erfassen und entsprechende Fördermaßnahmen einschließlich betrieblicher Praktika zu organisieren. Gemeinsames Ziel ist es, zukünftig auch alternative Beschäftigungen in der Wirtschaft und eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.