Staatskanzlei

Platzeck eröffnet Ausstellung zur Stasi – Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte forcieren

veröffentlicht am 08.01.2009

Ministerpräsident Matthias Platzeck ruft zu einer intensiveren Beschäftigung mit der DDR-Vergangenheit auf. „Gerade junge Menschen müssen mehr über diesen Teil unserer Landesgeschichte erfahren. Die Bildungsarbeit in Schulen, Zeitzeugengespräche und Lehrerfortbildungen sollten einen besonderen Stellenwert einnehmen“, sagte der Ministerpräsident bei der Eröffnung der Wander-Ausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ am Donnerstag in Potsdam. Mit Blick auf den 20. Jahrestag des Mauerfalls in diesem Jahr fügte Platzeck hinzu: „Die Aufgabe, sich mit der DDR auseinanderzusetzen und über diese Diktatur aufzuklären, bleibt bestehen.“ Die Schau biete eine gute Grundlage, sich über das Leben in der DDR und die Wendeereignisse im Jahr 1989 zu informieren. In diesem Zusammenhang warnte der Ministerpräsident davor, die Realität in der untergegangenen DDR auszublenden: „Das Ausspionieren, die Überwachung, Bespitzelung und Verfolgung der Bevölkerung durch die Staatssicherheit waren Teil des Lebens in der DDR. Das darf niemand vergessen, der heute über die DDR spricht. Das Klima der Verunsicherung und das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen, waren für jeden zu spüren, bis in die Privatsphäre hinein. Die Diktatur fand im Alltag statt, und der Alltag in der Diktatur.“ Platzeck weiter: „Die Freiheit, anders zu denken, seine Meinung frei zu äußern und danach zu handeln, das ist kein Privileg – das ist ein grundlegendes Menschenrecht. In der DDR gab es dieses Recht nicht.“ Platzeck hob die historische Dimension der Geschehnisse im Herbst 1989 und deren aktuelle Bedeutung hervor: „Damals haben die Menschen in Ostdeutschland die erste erfolgreiche friedliche Revolution auf deutschem Boden vollbracht. Der Fall des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West sowie der Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 haben Deutschland geeint, Europa verändert und vielen Millionen Menschen Perspektiven eröffnet, die vorher undenkbar waren. Auch wenn ich verstehen kann, dass viele angesichts der Schattenseiten des Kapitalismus, wie wir sie im Augenblick deutlich spüren, enttäuscht und unzufrieden sind, bin ich doch überzeugt: Kaum ein Ostdeutscher würde den Zugewinn an Freiheit, Demokratie und Chancen preisgeben und das Rad der Geschichte auf die Zeit vor 1989 zurückdrehen wollen.“ Die Ausstellung, die im Auftrag der Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) entstanden ist, dokumentiert auf 200 Quadratmetern Fläche die Entstehung des Machtapparates der DDR-Staatssicherheit, seine Struktur, Tätigkeit und Wirkung. 13 Biografien von Menschen, die als Andersdenkende ins Visier der Staatssicherheit gerieten, verfolgt und bestraft wurden, stehen exemplarisch für eine Vielzahl ähnlicher Schicksale. Die Ausstellung zeigt zudem die Mechanismen von Diktatur und Gewaltherrschaft in der DDR. Die Schau in der Potsdamer Stadtverwaltung (Friedrich-Ebert-Str. 79-81) ist bis zum 30. Januar, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr, geöffnet.