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Stolpersteine 2014

Am Montag, dem 20. Oktober 2014, um 15 Uhr wurden neun „Stolpersteine" in Vierraden und Schwedt verlegt.

Die Verlegung begann in der Neuen Straße 7 in Vierraden. Hier wohnten das Ehepaar Henriette und Arthur Schwarz mit ihrem Sohn Wolfgang und der Schwester Martha Wolfson, geb. Schwarz.

Henriette Schwarz wurde am 10. Oktober 1894 in Rietberg als Henriette Rosenthal geboren. Sie heiratete Arthur Schwarz und zog mit ihm in seinen Heimatort Vierraden, wo er am 14. Mai 1894 geboren worden war. Dort kam auch der gemeinsame Sohn Wolfgang zur Welt. Die ältere Schwester von Arthur, Martha Wolfson, lebte auch im Haus. Henriette Schwarz betrieb ein Kurzwarengeschäft. Ihr Mann war Pferdehändler.

Die Familie Schwarz lebte seit 1840 in Vierraden. Vorfahren der Geschwister Arthur und Martha Schwarz kämpften im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Kaiserreich. Zwei ließen dabei ihr Leben.

Nach den deutschlandweiten Pogromen am 9. November 1938 setzte eine Verhaftungswelle ein. Junge jüdische Männer wurden in Schutzhaft genommen. Arthur Schwarz kam in das Polizeigefängnis im alten Schwedter Rathaus. Danach folgte seine Inhaftierung vom 22. November bis 23. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen.

Am 11. April 1942 mussten die Familienmitglieder eine Vermögenserklärung abgeben. Drei Tage später, am 14. April 1942, erfolgte die Deportation ab Magdeburg-Potsdam-Berlin mit dem Ziel Ghetto Warschau. Der Zug war zwei Tage unterwegs. Das Todesdatum der Eheleute Schwarz und der Schwester, am 14. April 1942, zeigt, dass sie das Ghetto nicht lebend erreichten.

Henriette Schwarz, geb. Rosenthal 
Jg. 1894
Deportiert 1942
Ermordet 1942 im Ghetto Warschau
Neue Straße 7, Vierraden
verlegt am 20. Oktober 2014

Arthur Schwarz
Jg. 1894
Inhaftiert 1938 KZ Sachsenhausen
Deportiert 1942
Ermordet 1942 im Ghetto Warschau
Neue Straße 7, Vierraden
verlegt am 20. Oktober 2014

Martha Wolfson
Jg. 1884
Deportiert 1942
Ermordet 1942 im Ghetto Warschau
Neue Straße 7, Vierraden
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenkens sprach Burkhardt Körtke, Ortsvorsteher von Vierarden.

Anschließend ging es in Schwedt Ecke Fabrikstraße/Auguststraße weiter. Im Haus in der Fabrikstraße 19 wohnte Paul Gerson, der Sohn des Handelsmanns Gustav Gerson und seiner Frau Rosa geb. Levỳ. Auf seiner Geburtsurkunde von 1882 hat sein Vater als Beruf Nagelschmiedmeister angegeben. In Schwedt arbeitete der Vater bis zur Rente als Kaufmann. Paul Gerson lernte im elterlichen Geschäft, das er um 1925 übernahm. Er war Eigentümer der Häuser Fabrikstraße 17 und 19.

Paul Gerson
Jg. 1882
Inhaftiert 1938 im KZ Sachsenhausen
Deportiert 1942
Ermordet 1942 im Ghetto Warschau
Ecke Fabrikstraße/Auguststraße
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenkens sprach Andreas Grote, Bürger von Schwedt/Oder.

Der zweite Verlegepunkt war in der Berliner Straße 17 (heute: Berliner Straße 40/42). Dort lebte die am 19. Dezember 1902 in Budapest geboren Ilona Wangenheim, geb. Löny. Sie heiratete Rudolf Wangenheim und zog nach Schwedt. Ihm gehörte eine Pferdehandlung in der Jüdenstraße 6. Er wohnte aber in der Berliner Straße 17. Die Kinder Edith und Bernhard wurden geboren. Ab 1938 musste die Familie in die Dragoner Straße 10 umziehen. Ilona Wangenheim wurde am 14. April 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert, wo sie ermordet wurde.

Ilona Wangenheim
Jg. 1902
Deportiert 1942
Ermordet 1942 im Ghetto Warschau
Berliner Straße 17 (heute: Berliner Straße 40/42)
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenks sprach Anke Grodon, Leiterin der Städtischen Museum Schwedt/Oder und Mitglied der Arbeitsgruppe Stolpersteine.

Der dritte Ort in der Stadt war die Brückenstraße 6 (heute: Vierradener Straße 11/13). Hier lebte und arbeitete der Kaufmann Martin Baer. Er betrieb das Ladengeschäft im Haus des Apothekers Taggeselle. Baer handelte mit Konfektionswaren. 1939 floh er nach Shanghai, der einzige Ort, der noch Einwanderer von Bord ließ. In Shanghai schlug er sich 2 ½ Jahre als „Tabacce dealer“ durch, bis er im Exil starb.

Martin Baer
Jg. 1889
Inhaftiert 1938 KZ Sachsenhausen
Tod im Exil: 1945 in Shanghai
Brückenstraße 6 (heute: Vierradener Straße 11/13, Gehweg direkt an der Straße)
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenkens sprach Monika Harney, Pastorin i. R.

In der Oderstraße 13 (heute: Polderblick 5, Richtung Bollwerk) wird der vierte „Stolperstein“ verlegt. Hier lebte der Kaufmann Leopold Jacks. Er wurde in Rummelsburg geboren. In seinem Schwedter Ladengeschäft im Haus von Fritz Schiebel bot er Damenwäsche und Konfektion an. Nach den Novemberpogromen 1938 und der „Schutzhaft“ im KZ Sachsenhausen blieb er in Berlin, um in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen. Am 28. Mai 1939 floh Jacks aus Berlin-Friedrichshain nach Shanghai. Dort starb er am 21. Dezember 1941.

Leopold Jacks
Jg. 1894
Inhaftiert 1938 KZ Sachsenhausen
Tod im Exil: 1941 in Shanghai
Oderstraße 13 (heute: Polderblick 5, Richtung Bollwerk)
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenkens sprach Waltraud Bartsch, Theaterpädagogin und Mitglied der Arbeitsgruppe Stolpersteine.

Der nächste „Stolperstein“ war für Fanny Frieda Cohn. Sie wurde am 24. August 1874 in Bahn/Pommern geboren. Ab 1930 wohnte sie in der Schlossfreiheit 24 (heute: Lindenallee 26). Sie war die Schwägerin des Kaufmanns Siegmund Beutler. Er betrieb hier bis 1924 eine Lederhandlung. Nach seinem Tod erbte Anna Beutler das bebaute Grundstück. Mit ihr zusammen wohnten ihre Schwestern Frida und Sophie Cohn in dem Haus. Im ehemaligen Ladengeschäft betrieb Dr. med. Joachim Kopp eine Arztpraxis, die um 1938 von Meinhard Beermann übernommen wurde.

Fanny Frieda Cohn
Jg. 1874
Deportiert 1942
Ermordet 1942 im Ghetto Riga
Schlossfreiheit 24 (heute: Lindenallee 26)
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenkens sprach Christiane Köhler, Journalistin und Mitglied der Arbeitsgruppe Stolpersteine.

Der letzte „Stolperstein“, der 2014 in Schwedt verlegt wurde, war für Flora Wangenheim, geb. Hartwich in der Schlossfreiheit 15 (heute: Lindenallee). Sie wurde am 18. November 1866 in Fürstenfelde/Königsberg Neumark geboren. Sie heiratete den Kaufmann Max Wangenheim und zog mit ihm nach Vierraden. Dort wurde Tochter Erna geboren. Später zogen sie nach Schwedt. Ihr Mann Max starb am 10. Oktober 1937. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Schwedt bestattet. Die Witwe verließ am 1. Dezember 1939 im Alter von 73 Jahren die Stadt und zog nach Stettin. Von dort erfolgte am 12. Februar 1940 die Deportation in das Ghetto Piaski, wo sie am 5. Januar 1941 ermordet wurde.

Flora Wangenheim
Jg. 1866
Deportiert 1940
Ermordet 1941 im Ghetto Piaski
Schlossfreiheit 15 (heute: Lindenallee 25)
verlegt am 20. Oktober 2014

Die Worte des Gedenkens sprach Jürgen Polzehl, Bürgermeister der Stadt Schwedt/Oder. Wegen Bauarbeiten befindet sich der Stein im Stadtmuseum Schwedt/Oder.

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