Staatskanzlei
Haupteingang
Haupteingang um 1930

Geschichte der Liegenschaft Heinrich-Mann-Allee 107

Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war das Gebiet zwischen Heinrich-Mann-Allee und Friedrich-Engels-Straße noch Bestandteil eines großen zusammenhängenden Waldgebietes. 

Zur Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ist dieses Waldgebiet in die Planungen, Potsdam zu einer Residenzstadt umzuwandeln, einbezogen worden. Der hier um 1665 errichtete Tiergarten reichte bis nach Caputh und Saarmund.

Mit der Entwicklung der Stadt zum "Herz der Militärmonarchie" unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gehörte es um 1727 zur Hälfte dem Militär-Waisenhaus in Potsdam – das hier ein Mädchen-Lazarett unterbrachte. 1769 kam noch ein Knaben-Lazarett und ein Beamtenwohnhaus dazu. Dieses Wohnhaus (Haus 2) ist das älteste noch existierende Gebäude auf der Liegenschaft.

Die zweite Hälfte befand sich in Privateigentum und wurde als Acker- und Gartenland genutzt. Ab 1747, unter Friedrich II., sind auf dem gesamten Areal Maulbeerplantagen angelegt worden. 1793 wurde die Seidenzucht wieder aufgegeben.

Napoleons Truppen besetzten 1806 Potsdam und machten das Gelände zu ihrem Hauptkavalleriedepot. Die Maulbeerbäume sind gefällt worden und die Gebäude brannten 1807 zum Teil ab. Dem Abzug der Franzosen 1808 folgte wieder die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen.

1819 ordneten zwei „Kabinett-Ordres“ die Einrichtung einer Kadettenanstalt auf dem Garten- und Ackerland an, welche am 3. August 1822 feierlich eingeweiht wurde.

1900 beschloss man eine grundlegende bauliche Erneuerung der vorhandenen Bausubstanz, die bis 1912 abgeschlossen wurde. Das klassizistische Hauptgebäude (Haus 12) wurde 1910 nach Plänen des Architekten Robert Klingelhöffer im Stil des Neobarock umgestaltet und durch Kaiser Wilhelm II. am 16. Oktober des gleichen Jahres eingeweiht. Es diente den Kadetten als Unterrichtsgebäude. Der Versailler Vertrag bestimmte die Auflösung der Kadettenanstalten im Deutschen Reich, so dass am 9. März 1920 mit einer Abschlussparade in Berlin die Geschichte der preußischen Kadettenkorps endete.

 

Eingang und Pförtnerhaus, um 1910 Eingang und Pförtnerhaus um 1910

Am 30. März erfolgte die Umwandlung in eine Staatliche Bildungsanstalt (Sonderform des Realgymnasiums). Die Ausbildung war traditionsgemäß weiterhin nur Jungen vorbehalten. Viele Mittel wurden in Sporteinrichtungen investiert. Die Turnhalle (Haus 11) und die Schwimmhalle (Haus 20) wurden neu errichtet. Das ehemalige Kasino (Haus 17) stand für Feierstunden zur Verfügung.

1933 erfolgte die Umwandlung in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA, umgangssprachlich NAPOLA). Hier sollten Zöglinge dess Internats auf ihre Aufgabe als Herrschaftseliten über unterworfene Völker, vorbereitet werden. Der gesamte Schulalltag war militärisch geprägt. In dieser Zeit entstanden das Erzieherhaus (Haus 27), ein Pferdestall (Haus 25) und eine Segelflugwerkstatt (Haus 24) und ab 1939 Luftschutzräume.

Der Krieg hatte auch den paramilitärischen Standort an der damaligen Saarmunder Straße nicht verschont. Insbesondere der Luftangriff vom 14. April 1945 richtete schwere Schäden an den Gebäuden an. Alle vorhandenen Gebäude erlitten schwere Schäden an der Bausubstanz und waren  nicht mehr nutzbar. Unter den total zerstörten Gebäuden befand sich die Schwimmhalle (Haus 20) und  das Haus 24.

Nachkriegsjahre

In den ersten Nachkriegsjahren wurden unter den Bedingungen geringer finanzieller, materieller und personeller Mittel zuerst die Wohngebäude und anschließend nach der Einfriedung der Gesamtanlage die weiteren Gebäude saniert.

Im Jahre 1946 wurde der Standort Sitz der Provinzialbehörde und ab 1947 der Landesregierung unter der Leitung des Ministerpräsidenten Karl Steinhoff. Weiter hatten der Landtag Brandenburg und nach Auflösung der Länder in der DDR 1952 der Rat des Bezirkes Potsdam ihren Standort. Von Juli 1990 bis zur Neugründung der Länder im Osten Deutschlands hatte die Bezirksverwaltungsbehörde Potsdam die Liegenschaft genutzt.

Kantine am Standort der ehemaligen Turnhalle Kantine am Standort der ehemaligen Turnhalle

Seit 1990 nutzen die Staatskanzlei des Landes Brandenburg sowie verschiedene Landesministerien, die sich hier als Regierungsinstitutionen konzentrieren, die Liegenschaft.

Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstand die Kantine. Im Jahr 2006 ist das neuerbaute Bildungsministerium seiner Bestimmung übergeben worden.

Das Gebäude des Finanzministeriums ist im März 2010 eingeweiht worden. Der Massivbau hat einen U-förmigen Grundriss. Auf fünf Geschossen befinden sich auf knapp 4.500 Quadratmetern Nutzfläche 214 moderne Büro- und Besprechungsräume. Das Gebäude ist vollständig behindertengerecht. Von außen fällt als Gestaltungselement neben dem Haupteingang das so genannte „Ministerauge“, eine großflächige Glasöffnung, auf. Die Putzfarbe hat einen rötlichen Farbton. Hinter dem Neubau entstand eine Parkdeckanlage für 212 Fahrzeuge.

  • Haus 1 und Haus 1a, Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

    Eingang und Pförtnerhaus, um 1910 Haus 1 Eingang und Pförtnerhaus, um 1910 Haus 1a Übergabe an das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport am 1.11.2006 Architekten: Gerd Gutheil und Markus Kuhn

  • Haus 2, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie

    Haus 2 Haus 2

    • 1769 als Waisenhauslazarett erbaut, anschließend Kadettenschule
    • 1819 Nutzung von schwedischen Soldaten als Lazarett
    • 1822-1919 Kadettenanstalt
    • 1887-1888 zweites Stockwerk und ein halbes Halbgeschoss erbaut
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt
    • 1945-1990 Landesregierung Brandenburg: Ministerium für Handel und Versorgung, Rat des Bezirkes Potsdam
    • 1992 Baumaßnahmen zur Neugestaltung des Minister- und Empfangsbereiches, sowie die Erweiterung und Modernisierung der Sanitäranlagen Heute Sitz des Wirtschaftsministers

  • Haus 3, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie

    Haus 3 Haus 3

    • 1840 erbaut
    • 1840-1919 Kadettenanstalt: Beamtenwohnhaus
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Kassengebäude
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Dienstwohngebäude
    • 1945-1948 Wohngebäude (Privatwohnungen)
    • 1948-1951 Generalstaatsanwaltschaft
    • 1951-1952 Landesregierung Brandenburg: Ministerium für Gesundheit und Inneres
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam

  • Haus 4, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie

    Haus 4 Haus 4

    • 1886-1887 erbaut
    • 1887-1919 Kadettenanstalt: Haus für Offiziersburschen
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Dienstwohngebäude
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Dienstwohngebäude
    • 1945-1947 Wohngebäude (Privatwohnungen)
    • 1947-1948 Landesregierung Brandenburg
    • 1948-1951 Staatsanwaltschaft Potsdam
    • 1951-1952 Landesregierung Brandenburg: Ministerium für Nahrung und Genussmittel
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam

  • Haus 6, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie

    Haus 6 Haus 6

    • 1856-1858 erbaut
    • 1858-1919 Kadettenanstalt: Beamtenwohnhaus
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Mietwohnungen
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Ausbildungsseminar für Studienreferendare / Heim für ausländische Schüler, Dienstwohnungen
    • 1946-1947 Provinzialverwaltung / -regierung, Mark Brandenburg: Abteilung 6, Justiz / Oberlandesgericht
    • 1947-1952 Landesregierung Brandenburg: Justizministerium (bis 1951), Ministerium für Gesundheit
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam

  • Haus 8, Ministerium der Finanzen und für Europa

    Haus 8 Haus 8

    • 1830 als Lazarett errichtet, später als Kommandeurwohnhaus genutzt
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Dienst- / Mietwohnungen
    • 1933-1947 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Verwaltungs- / Dienstwohngebäude
    • 1947-1951 Oberlandesgericht
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam
    • 1992 Sanierung wegen erheblicher Schäden in der Dachkonstruktion, neue Raumaufteilung im 1. OG, es entstanden mehrere Arbeitsräume und ein großer Besprechungsraum, Holztreppe vom EG zum 1. OG wurde instandgesetzt

  • Haus 8a, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie

    Haus 8a Haus 8a

  • Haus 9, Ministerium der Justiz

    Haus 9 Haus 9

    • 1910-1911 erbaut
    • 1911-1919 Kadettenanstalt: Beamtenwohnhaus
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Alumnat
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Dienstwohngebäude für Erzieher
    • 1945-1948 Wohngebäude (Privatwohnungen)
    • 1948-1952 Landesregierung Brandenburg: Innenministerium, Dienststelle für Post- und Versandwesen
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam

  • Haus 10, Ministerium der Finanzen und für Europa

    Haus 10 Haus 10

    • 2010Übergabe des Neubaus an das Ministerium der Finanzen am 29. März 2010
      • Architekten: Gössler Kinz Kreienbaum Architekten BDA
      • Neubau nach Kriterien des nachhaltigen Bauens (Maßnahmen zur Ressourcenschonung und Schonung von Naturräumen)
      • 4500 Quadratmeter Nutzfläche für 214 moderne Büro- und Besprechungsräume, vollständig behindertengerecht
      • Das erste Public-Private-Partnership-Hochbauverfahren des Landes Brandenburg. Die STRABAG Real Estate GmbH errichtete das Haus und betreibt es 30 Jahre lang.
      • Hinter dem Neubau entstand eine Parkdeckanlage für 212 Fahrzeuge Mehr Informationen im Faltblatt des Finanzministeriums (PDF) zum Neubau.

  • Haus 12, Sitz des Ministerpräsidenten, Staatskanzlei, Ministerium der Justiz

    Haus 12 um 1913 Haus 12 um 1913Haus 12 Haus 12, Foto: Lutz Hannemann

    • 1906-1912 als Unterrichtsgebäude für Kadetten erbaut
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt
    • 1933-1945 Nationalpolitische Bildungsanstalt
    • 1949-1952 Landtag Brandenburg, Ministerium für Volksbildung, Innenministerium, vereinigte Wirtschaftsbetriebe
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam
    • 1992 - 2001 Sanierung des Gebäudes
    • seit 1992 Sitz des Ministerpräsidenten

  • Haus 14, Staatskanzlei

    Haus 14 Haus 14

    • 1910-1911 erbaut
    • 1911-1919 Kadettenanstalt: Dienstwohngebäude des Kompaniechefs
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Dienstwohnung des Schulleiters der Stabila
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Dienstwohngebäude für Erzieher
    • 1945-1948 Wohngebäude (Privatwohnungen)
    • 1948-1952 Landesregierung Brandenburg: Innenministerium, Landeskommission für staatliche Kontrolle
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam

  • Haus 15, Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen

    Haus 15 Haus 15

    • 1911-1912 erbaut
    • 1912-1919 Kadettenanstalt: Backhaus
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt: Dienstwohngebäude
    • 1945-1952 Wohngebäude (Privatwohnungen), Gärtnerwohnhaus
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam
    • 1990 Bezirksverwaltungsbehörde
    • 1991 Landesregierung Brandenburg

  • Haus 16, Bibliothek

    Haus 16 um 1960 Haus 16 um 1960Haus 16 Haus 16

    • 1912-1919 Kadettenanstalt: Wirtschaftsgebäude
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Wirtschaftsgebäude
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt
    • 1946-1951 Wohnungen, Versicherungsanstalt des Landes Brandenburg
    • 1951 Reichsbahnamt 4
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes
    • Heute Nutzung als Gemeinschaftsbibliothek und Versandstelle für Schriften

  • Haus 17, Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung

    Haus 17, Offiziersspeiseanstalt Haus 17, Offiziersspeiseanstalt Haus 17 Haus 17

    • 1910 Erbauung als Offiziers- und Speiseanstalt
    • 1920-1933 Staatliche Bildungsanstalt: Dienstwohnungen
    • 1933-1945 Nationalpolitische Erziehungsanstalt
    • 1948-1949 Wohngebäude (Privatwohnungen)
    • 1950-1952 Landesregierung Brandenburg: Innenministerium, Betriebsverkaufsstelle
    • 1952-1990 Rat des Bezirkes Potsdam
    • 1994 Sanierung (Terrassenzugang neugestaltet, neue Dacheindeckung)
    • Heute Empfangsbereich und Seminarraum, sowie Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen

  • Haus 27

    Haus 37 Haus 37

  • Kantine

    Kantine Kantine

    • Standort der ehemaligen Turnhalle der Kadettenanlage
    • halbkreisförmiger Baukörper, vollständige Verglasung, Stahlkonstruktion
    • Neubau nach 1990
    • Speisesaal befindet sich im Erdgeschoß und die Cafeteria im Obergeschoß
    • Anbindung an Haus 12

  • Lenné'sche Gartenanlage

    Gartenanlage 1912 Gartenanlage 1912Gartenanlage 1998 Gartenanlage 1998

    • Peter Joseph Lenné erstellte die Gartenplanung
    • Historische Strukturen sind durch die mehrfachen Nutzungsänderungen nur noch an wenigen Punkten erkennbar
    • Wegetrassen wurden weitgehend beibehalten
    • 390 m lange Mittelallee aus Lindenbäumen dominiert den großen Freiraum
    • rote Beetrosen mit einer weißen Strauchrose je Beetsegment sollen südseitig vor Haus 12 die Wappenfarben des Landes Brandenburg widerspiegeln