60. Jahrestag des Kriegsendes
24.04.2005 Festakt “Drei Nationen reichen sich die Hände über den Gräbern”
Schönbohm: „Wir müssen uns wahrhaftig und aufrichtig erinnern“
Nr. 085/2005
Der militärischen und zivilen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedachten heute in Treuenbrietzen im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm gemeinsam mit dem Botschafter der Italienischen Republik, Silvio Fagiolo, sowie den Bewohnern von Treuenbrietzen. Symbolisch reichten sie sich über den Gräbern der Toten aller drei Nationen, an die in diesen Tagen in der märkischen Stadt besonders erinnert wird, die Hände. Festlich eingeweiht wurde im Beisein des Bürgermeisters von Treuenbrietzen, Michael Knape, der erste Bauabschnitt der ehemaligen sowjetischen Kriegsgräberstätte, die Bestandteil eines neu gestalteten Ehrenhaines in Treuenbrietzen wird.
In seiner Ansprache mahnte Innenminister Schönbohm ein umfassendes Erinnern an: „Wenn wir uns die Hände ehrlich reichen wollen, dann müssen wir uns wahrhaftig und aufrichtig erinnern, dann müssen wir bereit sein, das Erinnerte auszuhalten als eine Wahrheit, die wir uns nicht gefällig umdeuten dürfen.“ Er wies dabei auch auf die besondere Verpflichtung des Gedenkens im öffentlichen Raum, die mit dem Erhalt und der Pflege von Kriegsgräbergedenkstätten verbunden ist, hin.
Minister Schönbohm: „Die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, über denen wir uns die Hände reichen wollen, werden als Orte einer grundlegenden Erinnerung erhalten und gepflegt. Über die Brücken, die wir auch auf diese Erinnerung gegründet schlagen müssen, soll aber keine Straße der Gräberstätten in die Vergangenheit führen, sondern in die Zukunft eine Straße der Demokratie.“
Mit der versöhnenden Veranstaltung wurde in Treuenbrietzen besonders der Toten gedacht, die in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges hier ermordet wurden, die ihren Tod in den letzten Kämpfen des zweiten Weltkrieges fanden und der zivilen Opfer unter der Bevölkerung.
127 Kriegsgefangene aus Italien, die in Treuenbrietzen interniert waren, wurden am 23. April 1945, wenige Tage vor offiziellem Kriegsende, in der Kiesgrube bei Nichel (Nähe Treuenbrietzen) von deutschen Soldaten erschossen. An diese grauenvolle Tat erinnern heute zwei Gedenksteine in deutscher und italienischer Sprache.
Die Umgestaltung des Ehrenhaines in Treuenbrietzen wird mit Mitteln des Innenministeriums und Unterstützung durch das Bundesministerium der Verteidigung in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge vollzogen.
In Treuenbrietzen zogen am 21. April 1945 erstmals sowjetische Soldaten ein. In darauffolgenden Kämpfen wurde die Stadt kurzzeitig wieder von deutschen Truppen zurückerobert. Die Ermordung eines sowjetischen Truppenführers führte zu Erschießungen einer großen Zahl von Zivilisten durch sowjetische Soldaten. Die Stadt war außerdem Standort für drei Kriegsproduktionsstätten, in denen Tausende Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene arbeiten mussten.
Verantwortlich:
Dorothee Stacke, Pressesprecherin
Ministerium des Innern
Henning-von-Tresckow Str. 9-13
14467 Potsdam
Telefon (0331) 866 2060
Fax: (0331) 866 2666