Gewalt in Computerspielen
22.12.2004 Schönbohm: Gewaltspiele gehören nicht ins Kinderzimmer
Scharfe Kritik an Indizierungspraxis - Eltern müssen Verantwortung ernst nehmen
Nr. 249/2004
Innenminister Jörg Schönbohm kritisiert die zunehmende Gewalttendenz in Computerspielen. Er rief die Eltern auf, genauer hinzusehen, welche Spiele auf den Computern ihrer Kinder laufen.
„Studien belegen, dass darunter vielfach auch indizierte und sogar verbotene Spiele sind. Gewalt und Menschenverachtung werden darin zum Vergnügen und zur Freizeitbeschäftigung erklärt. Solche Spiele tragen zur geistigen Verwahrlosung und damit zur anhaltenden Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen bei. Sie gehören nicht ins Kinderzimmer“, sagte Schönbohm.
Wer seinen Kindern ein Computerspiel unter den Weihnachtsbaum legt, sollte den Inhalt vorher genau prüfen.
„Wenn Sie jetzt nachträglich feststellen, dass ein Spiel Gewalt propagiert, bringen Sie es nach dem Fest ins Geschäft zurück und tauschen Sie es um“, riet der Innenminister.
Er rief die Eltern auf, ihre erzieherische Verantwortung auch beim Medienkonsum ernst zu nehmen.
„Erziehen Sie Ihre Kinder zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den elektronischen Medien. Dazu gehört auch Kontrolle. Lassen Sie Ihre Kinder mit den vielfältigen Angeboten nicht allein. Wenn Schüler heute im Durchschnitt an Schultagen täglich mehr als zwei Stunden mit Computerspielen verbringen und über drei Stunden vor dem Fernseher sitzen, müssen wir uns über die Ergebnisse - auch die schulischen - nicht wundern.“
Scharf ging Schönbohm mit den Spiele-Herstellern und der Indizierungspraxis ins Gericht.
„Nach der Bluttat von Erfurt waren sich alle über den negativen Einfluss von Gewaltspielen auf Kinder und Jugendliche einig. Inzwischen aber scheinen die Lehren von Erfurt bei vielen in Vergessenheit geraten zu sein.“ Schönbohm sprach in diesem Zusammenhang von einer
„absolut unbefriedigenden Indizierungspraxis“ für Computerspiele.
„Die Unabhängige Selbstkontrolle funktioniert nicht. Sie lässt Gewaltdarstellungen zuviel Raum. Vielfach werden die noch schlimmeren Nachfolgeversionen von einst indizierten Gewaltspielen nicht mehr auf den Index gesetzt und sind damit Kindern und Jugendlichen zugänglich.“
„Ganz unabhängig vom Problem des Jugendschutzes müssen sich Produzenten und Anbieter mancher Spiele aber auch fragen lassen, welches Menschenbild und welches Verantwortungsbewusstsein sie haben. Wer das brutale Morden und die Verstümmelung von möglichst vielen Kindern, Frauen, älteren Menschen, Polizisten oder schlicht so genannten ‚Feinden’ zum obersten Ziel eines Computerspiels macht, handelt nicht nur menschenverachtend. Er untergräbt auch die Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten“, unterstrich Schönbohm.
„Es ist an der Zeit, diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Wenn die Branche nicht zur Einsicht kommt, notfalls auch durch schärfere Gesetze.“
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