Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE)

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach bei der Vorstellung der Brandenburger Ausbildungsbilanz 2018/19 in der Diehl Metal Applications GmbH in Teltow

Brandenburger Ausbildungsbilanz 2018/2019

Steinbach: Betriebliche Ausbildung muss attraktiv sein

Teltow, 27. November 2019. An der Werkbank, auf dem Bau und im Büro: Viele junge Brandenburgerinnen und Brandenburger haben in den letzten Wochen ihre duale Ausbildung gestartet und damit einen wichtigen Schritt für ihre berufliche Zukunft getan. Nach wie vor ist die duale Ausbildung eine sichere Basis, die alle Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung bietet. Zugleich profitiert der Wirtschaftsstandort Brandenburg davon: Brandenburg braucht Fachkräfte. Viele Unternehmen suchen qualifizierte Mitarbeiter. Die erfolgreiche Gewinnung von jungen Menschen für die duale Ausbildung ist daher eine wichtige Voraussetzung für den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Die geplante Investition von Tesla in Grünheide (Landkreis Oder-Spree) macht noch deutlicher, welche Bedeutung die Sicherung des Fachkräftebedarfs hat.

Eine Bilanz zum Ausbildungsjahr 2018/19 zog heute Bernd Becking, Leiter der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam mit Jörg Steinbach, dem Brandenburger Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie, der Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund Berlin-Brandenburg. Gastgeber der Pressekonferenz war die Diehl Metal Applications GmbH am Standort Teltow, die selbst seit vielen Jahren erfolgreich ausbildet.

Von Oktober 2018 bis Ende September 2019 meldeten sich in Brandenburg insgesamt 14.197 Jugendliche bei der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit, um bei der Suche nach einen Ausbildungsplatz Unterstützung zu erhalten. Das waren 472 junge Bewerber weniger als im letzten Jahr. Unter diesen Jugendlichen waren auch 831 junge Geflüchtete, die alle Voraussetzungen für eine duale Ausbildung erfüllten – 75 mehr als 2018. Die Zahl der beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen lag im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert bei 13.754 Stellen. Ende September waren 1.215 Bewerber unversorgt, 23 mehr als vor einem Jahr. 1.789 betriebliche Ausbildungsstellen waren noch unbesetzt. Das waren 76 weniger als im September 2018.

Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „Wir haben heute bei der Diehl Metal Applications GmbH gesehen, welche interessanten Berufe es in der Industrie in Brandenburg gibt. Es sind Berufe, die immer stärker mit der Digitalisierung verknüpft sind und die die Fähigkeiten junger Leute in der Ausbildung fordern. Es ist eine besondere Aufgabe aller Partner am Ausbildungsmarkt, das Interesse junger Menschen für die MINT-Berufe zu wecken und zu fördern. Vor allem sollte hier das Potenzial junger Frauen gehoben werden. In den nächsten zehn Jahren werden rund 200.000 Beschäftigte altersbedingt aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Wer auch in Zukunft auf gut ausgebildete Fachkräfte zurückgreifen kann, hat im Wettbewerb der Standorte die Nase vorn. Es stimmt optimistisch, dass die Zahl der ausbildenden Betriebe seit 2014 stetig zugenommen hat und damit auch die Zahl der Auszubildenden sich konstant erhöht hat. Allen daran Beteiligten mein Dank mit der Aufforderung, nicht nachzulassen.“

Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg: „Damit die duale Berufsausbildung auch in Zukunft ein vielversprechender Berufsweg für junge Menschen ist, muss betriebliche Ausbildung attraktiv sein. Mit dem neuen Gesetz zur Modernisierung und Stärkung der beruflichen Bildung, das voraussichtlich am 1. Januar 2020 in Kraft tritt, haben Bundestag und Bundesrat ein gutes Reformpaket auf den Weg gebracht. Beispielhaft sei die Mindestvergütung für Auszubildende genannt.“ Mit den Gesetzesänderungen verbunden sind unter anderem die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung, eine bessere Anrechnung der Berufsschulzeiten, eine Stärkung der ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer. „Mit dem neuen ,Bachelor Professional‘ und ,Master Professional‘ wird eine echte, gleichwertige Alternative zur akademischen Ausbildung angeboten – und damit attraktive Entwicklungsperspektiven in den Brandenburger Betrieben“, so Steinbach weiter. Brandenburg brauche beruflichen Nachwuchs im Handwerk und im Mittelstand, das neue Berufsbildungsgesetz trage zum „Aufschwung der dualen Ausbildung“ bei.    

Alexander Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB): „Die duale Ausbildung steht in Brandenburg hoch im Kurs. Für die Unternehmen ist sie weiterhin die beste Versicherung gegen den Fachkräftemangel. Das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen ist daher 2018/19 auf einem hohen Niveau geblieben. Zuletzt lag es fast ein Drittel über dem Stand von 2010. Viele Unternehmen würden gerne noch mehr junge Menschen ausbilden. Doch die Suche nach talentierten und motivierten Bewerbern bleibt zu oft vergeblich. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze hat sich seit 2010 fast verdreifacht auf nun 1789. Die tatsächliche Situation ist womöglich noch problematischer. Das ist besorgniserregend. Wir müssen deshalb darum kämpfen, so viele junge Menschen aus der Region wie möglich für eine duale Ausbildung zu begeistern. Gerade in Berlin ist das Potenzial dafür noch sehr groß. Parallel dazu ist es wichtig, die betriebliche Ausbildung attraktiver zu machen. Dazu gehört, dass die Berufsschulen genügend qualifizierte Lehrkräfte einstellen und über eine zeitgemäße digitale Ausstattung verfügen können. Daran muss die neue Landesregierung unbedingt arbeiten. Schon heute ist die duale Ausbildung viel besser als ihr Ruf – sie bietet erstklassige Karrierechancen, und die Vergütungen sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.“

Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg: „Für Brandenburg ist die duale Ausbildung ein Zukunftsthema: Jugendliche, die keine passende Lehrstelle finden, drohen der dualen Ausbildung verloren zu gehen – und damit als Fachkräfte von morgen zu fehlen. Bei der Zahl der Ausbildungsplätze gibt es auch dieses Jahr nur eine Seitwärtsbewegung statt des nötigen Aufschwungs. Das Land muss jetzt entschieden die Rahmenbedingungen verbessern: Angesichts der oft langen Wege zwischen Heimatort und Ausbildung müssen die Träger der beruflichen Schulen mehr Wohnheimplätze bereitstellen. Bisher gibt es nicht einmal einen Überblick darüber, wie viele Plätze es im Einzugsbereich der Oberstufenzentren überhaupt gibt, hier muss die Landespolitik Transparenz schaffen. Auch für Ausbildungsinteressierte müssen die Informationen über Wohnheime einfach zugänglich sein.“

Dieter Landgraf, Geschäftsführer der Diehl Metal Applications GmbH:  „Die betriebliche Berufsausbildung hat bei uns einen hohen Stellenwert. An unseren Standorten produzieren wir zukunftsträchtige Produkte, für die wir das Know-how von Fachkräften benötigen. Eine Ausbildung ist eine sehr gute Grundlage für weitere Karriereschritte, so haben viele unserer Fach- und Führungskräfte bei uns als Auszubildende angefangen. Dabei legen wir unser Augenmerk nicht ausschließlich auf Abiturienten, sondern auch auf talentierte Schüler/innen mit einem guten Real- oder Hauptschulabschluss. Wir

freuen wir uns auch über den steigenden Anteil an weiblichen Nachwuchskräften: so haben wir an unserem Standort in Teltow im Bereich Werkzeugbau vier weibliche und zwei männliche Auszubildende. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, laden wir regelmäßig Schüler/innen zu uns ein, um durch Schnuppertage, Werksbesichtigungen, Zukunftstage und Schulpraktika ihr Interesse an technischen Ausbildungsberufen zu wecken. Wir stellen jedoch fest, dass viele Schüler/innen nicht ausreichend auf eine Ausbildung vorbereitet sind. Unser Anliegen an die Bildungspolitik ist, dass Schulen den Unterricht praxisorientierter gestalten, mehrere Praktika vorsehen und Kapazitäten für die Vernetzung mit Unternehmen schaffen.“