Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE)

 

Gerber: Kosten der Energiewende gerecht verteilen

19. Energietag debattiert aktuelle energiepolitische Herausforderungen / Wirtschafts- und Energieminister verleiht Energieeffizienzpreis

Cottbus. „Die immensen Kosten der Energiewende müssen gerecht verteilt werden. Allein die Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz belastet Haushalte und Unternehmen inzwischen mit rund 25 Milliarden Euro pro Jahr. Hier muss der Bund perspektivisch über alternative Finanzierungsformen nachdenken.“ Das sagte Wirtschafts- und Energieminister Albrecht Gerber heute beim 19. Brandenburger Energietag in Cottbus. Bei der vom Energieministerium zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Cottbus organisierten Veranstaltung diskutierten rund 350 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung über aktuelle energiepolitische Herausforderungen.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde eingeführt, um die Verbreitung von Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland zu fördern und so die Energiewende voranzutreiben. Die so genannte EEG-Umlage, die Abgabe nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, zahlt jeder Verbraucher über den Strompreis mit. „Die Friseurin wird dadurch unverhältnismäßig stärker belastet als der gut verdienende Fondsmanager, der sein Geld in Windparks investiert. Das ist eine ungerechte Umverteilung“, sagte Minister Gerber.

Längst überfällig gewesen sei, dass die Bundesregierung im kürzlich verabschiedeten Netzentgeltmodernisierungsgesetz bundesweit einheitliche Übertragungsnetzentgelte ab 2023 verankert habe. „Damit ist der Bund endlich auf die Forderung vor allem der ostdeutschen Länder eingegangen. Das wird zwar in Ostdeutschland zu einer Entlastung führen, kann aber nur ein erster Schritt hin zu einer gerechten Kostenverteilung sein“, sagte Gerber. „Kaum ein anderes Land ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien so schnell vorangekommen wie Brandenburg. Pro Kopf hat die Mark die höchste installierte Windenergieleistung. Es kann nicht sein, dass wir hier Vorreiter sind und dafür auch noch mit höheren Kosten bestraft werden und damit Wettbewerbsnachteile haben.“

Erstmals nahm auch der sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig, am Brandenburger Energietag teil, so dass die beiden für das Lausitzer Revier verantwortlichen Energieminister anwesend waren. Dulig sagte: „Energiepolitik ist für mich Industriepolitik – und damit Strukturpolitik. Dies gewährleisten wir mit einer Energie-, Industrie- und Innovationspolitik aus einer Hand. Die Brückentechnologie Braunkohle und erneuerbare Energien sind unsere heimischen Energieträger. Der Ausbau der erneuerbaren Energie und eine verantwortungsbewusste Braunkohlenutzung sind kein Gegensatz, sondern eine Einheit. Damit gewährleisten wir Nachhaltigkeit und leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit.“

Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, erklärte: „Die Lausitz gehört zu den wichtigsten deutschen Standorten der Energiewirtschaft. Deshalb stellt die deutsche Energiewende unsere Region vor besondere Herausforderung. Wir brauchen von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, um die Wertschöpfungsketten der Braunkohlebranche mit ihren hochqualifizierten Industriearbeitsplätzen nicht abrupt zu zerstören. Zum anderen benötigen die regionalen Unternehmen Unterstützung, damit sie die vielen Chancen, die sich aus der Energiewende ergeben, auch nutzen können. Hier muss die Bundesregierung, die den Strukturwandel mit ihrer Klimapolitik ausgelöst hat, auch politische und finanzielle Verantwortung übernehmen, um in der Lausitz Industriearbeitsplätze und industrielle Wertschöpfung zu erhalten.“

Der Präsident der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg, Professor Jörg Steinbach, erklärte: „An der BTU Cottbus-Senftenberg arbeiten wir mit Hochdruck an Lösungen für die Energieversorgung von morgen. Mit Energie-Effizienz und Nachhaltigkeit haben wir einen Forschungsschwerpunkt, der das Thema aus ganz unterschiedlichen Richtungen angeht. Projekte zur Flexibilisierung von Kraftwerken oder innovative Lösungen zur Integration Erneuerbarer Energien gehören genauso dazu wie die Leichtbauforschung, energieeffizientes Bauen oder die Energiegewinnung aus Biogas. An diesen unterschiedlichen Schnittpunkten können Brandenburger Unternehmen anknüpfen. Damit wird die BTU ihren Beitrag für eine erfolgreiche Strukturentwicklung leisten.“

Preisträger Brandenburger Energieeffizienzpreis am Energietag

von links nach rechts: Helmut Preuße (Verband kommunaler Unternehmen (VKU)), Dr. Klaus Freytag, Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, Martin Thiele und Elke Nermerich (beide LK Havelland), Prof. Katharina Löwe (Vorsitzende der Jury), Herr Tschiersch (Wohnungsbaugenossenschaft), Dirk Gabriel (Geschäftsführer Stadtwerke Bad Belzig), Herr Lacher (Stadtwerke Bad Belzig), Frau Mieske (Inhaberin Bäckerei Röhrig), Dr. Ulrich Müller (Präsident Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg), Jörg Ganger (Bäckerei Röhrig)

Mit dem Unternehmenspreis wurde die Landbäckerei Röhrig ausgezeichnet. 2001 stellte die Bäckerei ihre Heizung auf Erdgas um, 2006 wurde eine Solarthermieanlage eingebaut, 2010/11 kamen zwei Solaranlagen hinzu. 2013 installierte Röhrig ein Blockheizkraftwerk und 2016 eine Batterieanlage. Jede der Anlagen wurde dem Energiebedarf angepasst. Darüber hinaus sind LED-Leuchten in allen Räumen installiert und es wird Abwärme zu Heizzwecken genutzt. Insgesamt konnte mit den Maßnahmen der CO2-Ausstoß um 57 Prozent reduziert werden.

Film zum Projekt Landbäckerei Röhrig

Den Sonderpreis teilen sich die Stadtwerke Bad Belzig Gmbh und die Wohnungsbaugenossenschaft 1919 Bad Belzig eG. Beide Preisträger haben alte Ölheizungen zurückgebaut und ein Blockheizkraftwerk mit einem Spitzenlastkessel installiert. Für die Wärmeversorgung wurde ein eigenes Wärmenetz errichtet, für die Stromversorgung ein eigenes Stromnetz. Im Vordergrund der Projekte stehen bezahlbares Wohnen und bezahlbare Energie. Der Wärmepreis kann für die Mieter in den nächsten Jahren stabil gehalten werden. Beide Projekte sind so konzipiert, dass sie jederzeit an anderen Standorten neu aufgelegt werden können.

Film zum Projekt Bad Belzig

Der Kommunenpreis geht an den Landkreis Havelland für sein 2013 aufgelegtes, dreijähriges Klimaschutzprojekt, an dem sich elf Schulen mit 3500 Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Hausmeistern beteiligten. Vor dem Hintergrund, dass Schulen deutlich mehr Energie verbrauchen als andere öffentliche Gebäude, wurde nach Einsparpotenzialen gesucht. Ergebnis: Es wurden 117 Tonnen CO2 eingespart, die Heizungskosten um rund 18 Prozent gesenkt.

Film zum Projekt Landkreis Havelland

Alle Preisträger erhalten ein vom Ministerium bereit gestelltes Preisgeld von je 5.000 Euro.

Pressemitteilug als PDF-Download