Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE)

Wirtschaftsminister Gerber: „Ein sehr schwieriges Angebot“

Deutsche Bahn bietet Bahnwerk Eberswalde dem Land für einen Euro zum Kauf an

Potsdam / Berlin. „Wir hätten uns ein anderes Ergebnis der monatelangen Hängepartie um das Bahnwerk Eberswalde gewünscht. Aber mit dem von der Deutschen Bahn überraschend gemachten Angebot an das Land, das Werk für einen Euro zu übernehmen, gibt es eine neue Situation.“ Das erklärte Wirtschafts- und Energieminister Albrecht Gerber am Freitag nach einem Gespräch mit Bahn-Chef Rüdiger Grube. „Es ist ein sehr schwieriges Angebot. Aber wir wollen es zumindest redlich prüfen und werden umgehend Kontakt mit den privaten Kaufinteressenten aufnehmen. Denn eines ist klar: Das Land kann und wird kein Bahnwerk betreiben. Wir könnten allenfalls als Mittler fungieren, um den Betrieb umgehend an Unternehmer zu übergeben, die etwas davon verstehen.“ Es sei nicht nachvollziehbar, warum sich der Staatskonzern Deutsche Bahn gegen einen direkten Verkauf an einen Unternehmer sperre – wenn er schon nicht bereit sei, das gut ausgelastete Werk selbst weiterzuführen.

 

An dem Gespräch im Bahntower am Potsdamer Platz nahmen auch der Betriebsratsvorsitzende des Werkes, Ulf Boehnke, sowie der Landrat des Landkreises Barnim, Bodo Ihrke, und der Bürgermeister von Eberswalde, Friedhelm Boginski, teil. Grube teilte den Anwesenden auch mit, dass die Deutsche Bahn AG an dem Schließungsbeschluss für das Instandhaltungswerk in Eberswalde zum Ende des Jahres 2016 festhält. Im Herbst aufgenommenen Verhandlungen über den direkten Weiterverkauf an Privatunternehmen räumte der Bahnvorstand kaum Chancen ein.

 

„Oberstes Interesse des Landes ist es, möglichst viele Arbeitsplätze und einen industriellen Kern in Eberswalde zu erhalten“, sagte der Wirtschaftsminister. Das Bahnwerksgelände dürfe nicht zu einer Industriebrache mitten im Stadtzentrum verkommen. Die Region habe seit 1990 eine schmerzhafte Deindustrialisierung durchlebt. Das Bahnwerk sei hier das letzte große Industrieunternehmen. „Das muss erhalten werden.“ Mit der Forderung, das Land solle mindestens 200 Mitarbeiter übernehmen, wolle das Staatsunternehmen eigene Verpflichtungen auf das Land abwälzen. „Auch darüber wird noch zu reden sein“, sagte Gerber. „Wir befinden uns ganz am Anfang einer neuen Verhandlungsrunde.“

 

Die Deutsche Bahn AG hatte im Herbst 2014 angekündigt, ihr Instandhaltungswerk in Eberswalde Ende 2016 schließen zu wollen. Landesregierung, Landkreis und Stadt ebenso wie der Betriebsrat des Werkes bemühen sich seither intensiv, gemeinsam mit der Bahn eine Zukunftsperspektive für den Industriestandort im Zentrum von Eberwalde zu entwickeln. Verhandlungen mit Investoren hatte die Bahn abgelehnt.