Staatskanzlei

Über den Gräbern Mahnung zum Frieden – Gedenkkonzert auf den Seelower Höhen: Landtag, Landesregierung und Landkreis erinnern an Opfer

veröffentlicht am 25.09.2020

Am historischen Ort auf den Seelower Höhen, wo vom 16. bis zum 19. April 1945 eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges wütete, haben heute der Landtag und die Landesregierung Brandenburgs sowie der Landkreis Märkisch Oderland anlässlich des Kriegsendes vor 75 Jahren mit einem Gedenkkonzert an die Opfer erinnert. Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt führte die „Leningrader Sinfonie" von Dmitri Schostakowitsch auf dem Gelände der Gedenkstätte Seelower Höhen auf. Die ursprünglich im Mai geplante Aufführung hatte vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie verschoben werden müssen

Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke sagte in ihrer Rede: „Wir stehen zusammen im Bewusstsein unserer gemeinsamen Geschichte und in Dankbarkeit für die Befreiung vom Faschismus. Die NS-Diktatur und der Krieg haben unendliches Leid über Europa gebracht. Unzählige Menschen verloren ihr Leben - auch hier auf den Seelower Höhen. Daraus ist uns eine fortwährende Verpflichtung erwachsen, für den Frieden und die Verständigung der Völker zu arbeiten. Dies ist eine Aufgabe für alle: Regierungen, Institutionen, jeden einzelnen Menschen, alle Gemeinschaften.

Dmitri Schostakowitsch hat verstanden, dass Frieden in den Köpfen und Herzen beginnt. Seine 7. Sinfonie, die ,Leningrader‘, setzte ein Zeichen der Hoffnung in dunkelster Stunde. Sie verschweigt nicht das Grauen des Krieges und beschwört doch den Mut zum Widerstehen und die Menschlichkeit. In diesem Geiste wollen wir die Verbundenheit mit allen europäischen Nachbarn lebendig halten und stärken, um gemeinsam für solidarische, gerechte, demokratische und freie Gesellschaften einzutreten."

Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke betonte in seiner Rede: „Wir gedenken heute der Schlacht um die Seelower Höhen, bei der bis zu 100.000 Menschen ihr Leben lassen mussten. Leid und Trauer sind in die Seelower Höhen eingeschrieben. Wir sehen die Gräber und verneigen uns vor den Toten. Zugleich erinnern wir uns hier an einen schwer errungenen und entscheidenden Sieg der sowjetischen und polnischen Streitkräfte auf dem Weg zur Befreiung vom Nationalsozialismus. Für uns Deutsche verbindet sich diese Erinnerung auf immer mit Scham, mit Dankbarkeit und Verpflichtung."

Woidke sagte weiter: „Orte wie die Seelower Höhen sind Orte der Erinnerung, des Gedenkens und der Mahnung. Denn Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Die Schrecken des Krieges sind auch heute für viele Menschen weltweit bittere Wirklichkeit. Dieses Leid anderer lässt uns nicht ungerührt und fordert auf zur Wachsamkeit. Nur gute Nachbarschaft, freundschaftliche Kontakte, Wirtschaftsbeziehungen und kultureller Austausch verbinden und sichern den Frieden."

Gernot Schmidt, Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland: „Die Generationen, die diesen Krieg miterlebten, gehen von uns. Von unserer Gedenkstätte Seelower Höhen gehen im Wissen um ihr Erleben und ihre Mahnungen, Signale der Versöhnung in die Zukunft aus. Im Gedenken an die Opfer, an unsere Schuld und das Leid, das von deutschem Boden ausging, ist Friedensarbeit die einzige Antwort. Krieg darf kein Mittel der Politik sein."

Zu den Gästen des Gedenkkonzerts gehörten unter anderen der Botschafter der russischen Föderation, S.E. Sergej Netschajew, sowie Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns und Vorsitzende der Deutsch-Russischen Freundschaftsgruppe des Bundesrates.

Hintergrund:Die „Berliner Operation" der Roten Armee vollendete den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland und beendete den Zweiten Weltkrieg in Europa. Seit 1945 stehen die Seelower Höhen als Inbegriff für die Schrecken des Krieges. Das Oderbruch und die angrenzenden Höhenstufen wurden vor 75 Jahren zum Schlachtfeld: Zehntausende sowjetische und deutsche Soldaten und auch Zivilisten kamen während der vier Tage andauernden Schlacht ums Leben.

Die 7. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch wurde am 9. August 1942 von völlig entkräfteten Musikern im belagerten Leningrad aufgeführt und über Lautsprecher überall in die von der Wehrmacht belagerte Stadt übertragen. Die „Leningrader Sinfonie" spricht vom Grauen des Krieges, von Leid und Tod und von der Zuversicht, den Faschismus zu überwinden. Sie ist seither ein Fanal gegen die Barbarei und für den Triumph der Menschlichkeit.

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