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Pressedienst

Brandenburgs Polizei lüftet sein Geheimnis - Der über 'dreihundertjährige' Ritter Kahlbutz (Foto: Polizei Brandenburg)

Historische Kriminalfälle

31.03.2009 Sensationelle Entdeckung: LKA-Spezialisten lüften Geheimnis um Ritter Kahlbutz


Schönbohm: Moderne Untersuchung belegt Tötungsverbrechen

 
Nr. 056/2009

Der im märkischen Kampehl als Mumie zu bestaunende ‚Ritter Kahlbutz' ist vor mehr als 300 Jahren entgegen bisheriger Annahmen nicht eines natürlichen Todes gestorben. Wie Spezialisten des Kriminalwissenschaftlichen Zentrums beim Brandenburger LKA jetzt nach neuesten Untersuchungen feststellten, wurde er Opfer eines Tötungsverbrechens. Die Ergebnisse wurden am Montagabend in Potsdam bei einem ‚Wissenschafts-Talk' des LKA dem Fachpublikum vorgestellt.

Innenminister Jörg Schönbohm, der die Teilnehmer begrüßte, sprach von einer „sensationellen Entdeckung, die alle bekannten Auffassungen vom Tod des umtriebigen Ritters widerlegt". Bisher war man davon ausgegangen, dass dieser 1702 im Alter von 52 Jahren vermutlich an einem Blutsturz starb. Jetzt steht fest, dass er getötet worden ist. Darauf weisen nach Auskunft von LKA-Direktor Dieter Büddefeld spezielle Spuren im Körper des Kahlbutz hin. 

Der nicht verweste Leichnam war Ende vergangenen Jahres im Kriminalwissenschaftlichen Zentrum in Eberswalde mit einer neuen computergestützten so genannten ‚Schnitt-Analyse' untersucht worden. Sie macht auch noch nach langer Zeit bei sterblichen Überresten innere Mikrostrukturen sichtbar, die durch unterschiedliche organische Abbauprozesse entstehen und auf Gewalteinwirkungen wie beispielsweise Einstiche zurückzuführen sind. Die Methode findet vor allem dann Anwendung, wenn äußerlich keine Hinweise für einen gewaltsamen Tod vorliegen. Wie Büddefeld mitteilte, erhofft man sich in den nächsten Wochen von weiteren Untersuchungen noch genauere Erkenntnisse über den gewaltsamen Tod des Ritters. 

Schönbohm verwies auf das internationale Interesse an der Brandenburger LKA-Entdeckung. „Wir haben als Innenministerium dazu bereits mehrere Anfragen aus dem In- und Ausland erhalten", sagte er. So hat beispielsweise das bekannte Forschungsinstitut für Kriminologie in Budapest für Anfang Mai eine Einladung an das Brandenburger LKA geschickt. „Wir werden dort auf einer internationalen Fachtagung unsere Untersuchungen und Ergebnisse vorstellen", kündigte LKA-Direktor Büddefeld an. Er will dabei auch parallel gewonnene Erkenntnisse zur Mumifizierung des Leichnams vorstellen, die im Ergebnis der jüngsten Untersuchungen für die Wissenschaft zumindest „ein neuer interessanter Diskussionsansatz sein könnten", wie es sich Büddefeld erhofft.

Ritter Kahlbutz ist als Touristenattraktion weit über Brandenburg hinaus bekannt. Das „Wunder seiner Unverwesbarkeit" konnte in der Vergangenheit nie restlos erklärt werden, obwohl sich damit wissenschaftliche Korriphäen wie Rudolf Virchow und Ferdinand Sauerbruch beschäftigten. Der Ritter war für seine Verdienste im Schwedenkrieg vom Kurfürsten Friedrich-Wilhelm mit dem Gut Kampehl bei Neustadt an der Dosse als Erblehen belohnt worden. Der verheiratete Vater von 11 Kindern wurde im Jahre 1690 von seiner Dienstmagd des Mordes an ihrem Verlobten bezichtigt, ein Verbrechen, das ihm aber nie bewiesen werden konnte. Über 300 Jahre später nun zeigt sich dank der Möglichkeiten modernster Kriminaltechnik, dass er offenbar selbst zum Mordopfer wurde. 

Kahlbutz-Foto in hoher Auflösung

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