Fußball und Gewalt
07.03.2007 Schönbohm: Umfängliches Maßnahmenpaket gegen Gewalt bei Fußballspielen
283 Gewalttäter Sport aus Brandenburg – Besonderes Konzept für Problemspiele
Nr. 043/2007
Vor dem Hintergrund der gewaltsamen Ausschreitungen am Rande eines Fußballspieles in Leipzig am 10. Februar hat Innenminister Jörg Schönbohm die vielfältigen Anstrengungen für die Sicherheit in und um Fußballstadien in Brandenburg hervorgehoben. Er verwies am Mittwoch im Landtag darauf, dass ein ehemaliger Polizeipräsident seit Oktober 2002 als Sicherheitsberater Sport des Innenministers eingesetzt ist.
Dieser gehört auch dem Ende Februar gegründeten Sicherheitsausschuss des Fußballverbandes Brandenburg an. Unabhängig davon habe auch das für Sport zuständige Bildungsministerium November 2006 dem Fußball-Landesverband Unterstützung zur gemeinsamen Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten zur Eindämmung von Gewalt auf Fußballplätzen des Landes angeboten. Verantwortlich für Ordnung und Sicherheit in den Stadien seien aber die Vereine und Betreiber.
Schönbohm betonte allerdings, dass in Brandenburg eine Gewaltbereitschaft im Zusammenhang mit Fußballspielen wie am 10. Februar in Leipzig bislang nicht zu erkennen ist. Sie könnte aber auch nicht ausgeschlossen werden, fügte er mit Blick auf die 283 Personen aus Brandenburg hinzu, die in der Datei ‚Gewalttäter Sport’ des Bundeskriminalamtes verzeichnet sind.
Schwerpunkte seien dabei der Raum Cottbus/Spree-Neiße mit Fans des FC Energie Cottbus, Potsdam mit Fans des SV Babelsberg 03, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz mit Fanszenen, die dem 1. FC Dynamo Dresden zuzurechnen sind, und das Berlin Umland mit Fans von Hertha BSC, 1. FC Union Berlin und BFC Dynamo.
Nach den Worten Schönbohms ist in Brandenburg auch keine Vernetzung von Rechtsextremisten und Hooligans festzustellen. Allerdings bedienten sich gewaltbereite Hooligans auch einer rechtsextremen bzw. fremdenfeindlichen Rhetorik, um ihre Gegner zu beschimpfen und zu verunglimpfen. Rechtsextremisten böte sich bei Fußballspielen zudem Gelegenheit, die auf den Rängen entstehende Stimmung in rechtsextremistische Bahnen zu lenken.
Schönbohm verwies ferner auf das ‚Nationale Konzept Sport und Sicherheit’, das die Konferenzen der Sportminister, Jugendminister und Innenminister, der Deutsche Fußballbund und der Deutsche Sportbund beschlossen haben. Dieses enthalte vielfältige Initiativen zur Gewaltprävention. Zudem nehme von der Bundesliga bis zur Oberliga vor jeder Saison der jeweilige Fußballverband die baulichtechnischen und konzeptionellen Sicherheitsvorkehrungen ab.
Die brandenburgische Polizei bereitet sich nach den Worten des Innenministers auf so genannte Problemspiele besonders vor. Zur Konzeption gehörten dabei eine niedrige Einschreitschwelle bei Störungen und die Prüfung eines Unterbindungsgewahrsams bei Feststellen von Personen, die bei Sportveranstaltungen bereits in der Vergangenheit als Straftäter oder Störer in Erscheinung traten. Weitere Teile des Konzeptes sind eine intensive Beweissicherung bei Störungen, die Präsenz von Polizeikräften auf An- und Abmarschwegen außerhalb des Stadions und ein abgestufter Kräfteeinsatz zur Verhinderung von Störungen in sensiblen Bereichen. Bei Spielen des FC Energie Cottbus, einschließlich der II. Mannschaft, und des SV Babelsberg 03 werden auch szenenkundige Beamte eingesetzt.
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