Gastbeitrag in der "Frankfurter Rundschau" vom 04.06.2005
04.06.2005
"Eine Generation tritt ab" -
Von Jörg Schönbohm.
Bekanntlich kommt jeder Irrweg einmal an sein Ende. Schröder hat fertig, nach sieben Jahren ist die Substanz verzehrt. Mag auch sein letzter Coup, der „angesagte“ Verfassungscoup, noch einige Zeit in den Medien als tollkühn bewundert werden, die Menschen im Land denken anders. Sie haben knapp zehn Wahlen hintereinander die „schwarze Republik“ Land für Land zusammen gewählt, die sie jetzt nach dem Willen von Müntefering und Schröder in der anstehenden Bundestagswahl bekämpfen sollen.
Diese Parole zeigt Blindheit oder Selbstüberschätzung!
Verantwortung, Respekt vor dem Amt, meinetwegen Stolz scheinen nicht mehr zu gelten.
Beliebigkeit als Politikmaxime richtet jedes Gemeinwesen zu Grunde. Deutschland, seinen Menschen, aber zu dienen, das ist Pflicht der Politik! Deshalb geht es eben nicht nur um eine Richtungsentscheidung sondern um den Beginn eines grundlegenden Mentalitätswandels.
Der rotgrüne Gesellschaftsentwurf ist so gescheitert wie der des real existierenden Sozialismus. Beide Ideologien haben den Menschen gegängelt. Ihn aber darf niemand seiner einzigartigen, von Gott herrührenden Individualität wegen seiner Freiheiten berauben.
Nein, weder Partei noch Staat wissen, was für die Menschen am Besten ist!
Es ist Aufgabe der Politik, den Menschen Mut zu machen, ihr Leben selbst zu gestalten, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass dies jeder mit Erfolg auch kann. Die Hoffnung auf Besserung der jetzigen Situation wird die Kräfte dafür auch freisetzen.
Helfen, wo Not ist, wo Gefahr droht, aber keine sozialistischen Wärmestuben mehr!
Der 68er Gesellschaftsentwurf hat eine ganze Generation geistig entwurzelt, indem er Orientierung durch Beliebigkeit ersetzte. Nichts hat das christlich-abendländische Fundament in der Mitte unseres Kontinents mehr zersetzt als die Förderung einer permissiven Gesellschaft. Respektlosigkeit vor jeglicher Autorität, der permanente Tabubruch waren und sind bis heute ihre Instrumente. Auf dem „langen Marsch durch die Institutionen“ ihrer Protagonisten bis zu den Schalthebeln der Macht in unserem Land sind Werte zerstört worden, ohne die eine Gesellschaft orientierungslos dahin treibt.
Wer Abschied von der Familie als Keimzelle des Staates nimmt, der braucht sich über die Vereinzelung des Menschen und die Entsolidarisierung des Gemeinwesens keine Gedanken mehr machen. Wer in Schule und Universität Leistung ersetzt durch Masse und Wohlfühlfaktoren, der darf sich über die unerträgliche Geschwätzigkeit der Halbwissenden nicht wundern. Gutmenschentum, political correctnes und mediale Inszenierung tun ein übriges. Technikfeindlichkeit und multikulturelle Traumtänzerei, eine verbogene Außenpolitik, die Despoten den „Persilschein“ Demokrat ausstellt, haben unser Land zum Treibgut gemacht.
Nichts stimmt mehr. Alles ist Zeitgeist, glitzernde Verpackung, Wortspielerei, Tricksen und Täuschen: eine Politik der Verantwortungslosigkeit. Sie hat 1968 ihren Ausgangspunkt und mit der rotgrünen Regierungsübernahme 1998 ihren Höhenpunkt, jetzt ihr längst überfälliges Ende gefunden. Zerrüttete Staatsfinanzen, wirtschaftliche Depression, Massenarbeitslosigkeit sind Bilanz dieser Politik ideologischer Verblendung und einer maßlosen Hybris.
Die „Entziehungskur“, die nach der Bundestagswahl im Herbst so dringend ist, wird schmerzhaft sein, leider auch für die Menschen in unserem Land, die einen anderen Weg für richtig gehalten und Rotgrün nicht gewählt haben. Sagen wir ihnen die Wahrheit, sie ahnen sie ohnehin!
Der Weg ist steil, aber er ist zu schaffen, ihn zu beschreiten liegt im Interesse jedes Einzelnen. Die Kräfte, das Leistungsvermögen sind nur verschüttet. Die Menschen wollen ihr Leben gestalten, wollen für sich und ihre Kinder vorankommen. Machen wir Ihnen also Mut.