Staatskanzlei

Aktuelle Hochwasserentwicklung: Krisenmanagement des Landes Brandenburg arbeitet im 24-Stunden-Betrieb – Krisenstäbe der betroffenen Landkreise sind aktiviert – 400 Millionen Euro für den Deichbau zahlen sich aus

veröffentlicht am 04.06.2013

Wegen der sich weiter verschärfenden Hochwasserentwicklung in Brandenburg ist das Koordinierungszentrum Krisenmanagement (KKM) des Landes seit heute Mittag voll hochgefahren worden. Es arbeitet ab sofort im 24-Stunden-Betrieb. Für den morgigen Mittwoch, 10.00 Uhr, wurde die Katastrophenschutzleitung des Landes einberufen. Schwerpunkte des Hochwassers sind die Elbe bei Mühlberg und im Landkreis Prignitz sowie die Schwarze Elster und die Spree bei Spremberg. Die Krisenstäbe der betroffenen Landkreise sind aktiviert. Ministerpräsident Matthias Platzeck, der sich unmittelbar vor der Sitzung der Landesregierung in Perleberg vor Ort über die Lage informiert hatte, sagte: „Die Prignitz bereitet sich mit großer Ernsthaftigkeit auf die Situation vor, die länger andauern wird und aller Voraussicht nach die Werte von 2002 erreichen und überschreiten könnte. Die Koordinierung sämtlicher Hilfsmaßnahmen durch den Kreis hat mit dem heutigen Tag begonnen.“ Innenminister Dietmar Woidke betonte im Kabinett: „Wir sind gut vorbereitet auf die sich gegenwärtig abzeichnende Lageentwicklung. Ich gehe nach derzeitiger Einschätzung davon aus, dass sich Brandenburg auf einen längeren Hochwassereinsatz einstellen muss.“ Woidke verwies darauf, dass die Krisenstäbe der Landkreise gut eingespielt sind. „Die Einsatzkräfte unserer Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und der Hilfsorganisationen sind erfahren im Umgang mit Hochwasserlagen. Bei Bedarf können zusätzlich Soldaten der Bundeswehr angefordert werden. Die Bundeswehr ist bereits im Krisenzentrum des Landes vertreten. Die kommunalen Krisenstäbe können jederzeit auf die Kapazitäten des Landeskatastrophenschutzlagers in Beeskow zugreifen. Das Land unterstützt die betroffenen Regionen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“, fügte der Innenminister hinzu. Im Katastrophenschutzlager Beeskow ist unterdessen mit ersten Auslieferungen von Hilfsmaterial begonnen worden. Bis Dienstagmittag hatten die Landkreise bereits 630.000 Sandsäcke im angefordert. Allein eine halbe Million Sandsäcke sind für den Landkreis Prignitz bestimmt, weitere 100.000 Säcke gehen nach Spree-Neiße und 30.000 nach Cottbus. Das Lager verfügt über einen Bestand von 3.000.000 Sandsäcken. „Was rausgeht, wird sofort nachbestellt“, sagte Woidke. Umweltministerin Anita Tack erläuterte: „In die Sanierung der rund 190 Kilometer Deiche in Brandenburg wurden in der Zeit von 1997 bis 2012 rund 400 Millionen Euro investiert. Deshalb und weil die Landkreise auch logistisch und organisatorisch gut vorbereitet sind, ist die aktuelle Hochwassersituation nicht mit früheren zu vergleichen. Dennoch gibt es Schwachstellen, die jetzt unsere besondere Aufmerksamkeit erfordern. Dazu gehören insbesondere die Deichbaustellen an der Elbe wie die bei Mühlberg. Dort konnte ich mich heute davon überzeugen, dass alles getan wird, diese Baustellen zu sichern.“ Anlage: Aktuelle Situation an den Hochwasser führenden Flüssen in Brandenburg (Dienstag Mittag): Spree Aktuell fließt das Wasser am Zulauf der Talsperre Spremberg mit 90 m³/s, der freie Stauraum beträgt jetzt noch 50 cm. Seit heute 10 Uhr werden deshalb größere Wassermengen in Richtung Cottbus/Spreewald abgegeben. Die Abgabe wurde bis 12 Uhr in 10er Schritten von 36 m³/s auf eine Menge von 70 m³/s erhöht. Schwarze Elster Für die Pegel Bad Liebenwerda und Herzberg ist die Alarmstufe 4 ausgerufen. Die Zuflüsse aus dem Oberlauf der Schwarzen Elster, aus der Pulsnitz und der Großen Röder lassen erwarten, dass die Pegel mehrere Tage auf der höchsten Alarmstufe verharren. Neiße Im Brandenburger Abschnitt der Neiße ist die Situation bislang noch entspannt. Während an den Pegeln im sächsischen Görlitz und Zittau bereits die Werte der Alarmstufe 4 erreicht wurden und bereits wieder fallen, wird für den Pegel Guben heute oder morgen die Alarmstufe 1 bis 2 erwartet. Elbe Im Bereich Mühlberg haben die Wasserstände die Werte der Alarmstufe 3 erreicht. Derzeit steigt das Wasser um 5 cm pro Stunde, aber an den sächsischen Pegeln oberhalb bereits mit 10 cm pro Stunde. In den Abendstunden wird deshalb mit dem Erreichen der Alarmstufe 4 gerechnet. Die beiden Baustellen im Bereich Mühlberg werden seit Montag gegen die Wassermassen gesichert. In der Prignitz werden für das Wochenende höhere Wasserstände der Elbe erwartet als beim Hochwasser 2002. Drei Baustellen gilt es zu sichern. So laufen derzeit im Stadtgebiet von Wittenberge die Arbeiten an einer Spundwand für den Bemessungshochwasserstand 7,99 m. Da diese noch nicht abgeschlossen sind, wird ab Mittwoch eine angrenzende mobile Hochwasserschutzwand aufgestellt. Gesichert wird seit gestern auch die Baustelle Schöpfwerk Karthane. Die Pumpleistung des Schöpfwerks ist bereits installiert. An der Deichbaustelle zwischen Gasedow und Wittenberge wird die Standsicherheit auch dieses Abschnittes durch die zuständige Baufirma gesichert. Unter der Rufnummer 033201 442-542 sind über ein Bürgertelefon täglich von 7 bis 20 Uhr Ansprechpartner des Landesumweltamtes erreichbar. Die Mitarbeiter am Telefon stehen in engem Kontakt zum Hochwassermeldezentrum des Amtes in Potsdam, das die Entwicklung der Wasserstände von Elbe und Spree beobachtet und bewertet. Im Internet stehen die aktuellen Pegelstände der Brandenburger Flüsse, die ausgerufenen Alarmstufen sowie neueste Informationen zur Entwicklung des Hochwassers unter www.mugv.brandenburg.de.