Staatskanzlei

„Unverwechselbare Lebensgeschichten“: Woidke händigt Bundesverdienstorden aus

veröffentlicht am 14.09.2023

Ordensträger

Ministerpräsident Dietmar Woidke hat heute im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Bundesverdienstorden an fünf Persönlichkeiten überreicht, die sich in oder um das Land Brandenburg besonders verdient gemacht haben.

Bei der feierlichen Aushändigung im Brandenburg-Saal der Potsdamer Staatskanzlei betonte Woidke in seiner Rede: „Jede und jeder von Ihnen hat eine unverwechselbare und beeindruckende Lebensgeschichte. Die Begegnung mit Ihnen macht stolz auf unser Land und alles, was wir - Zivilgesellschaft und Politik - gemeinsam erreicht haben. Ehrenamtlicher Einsatz findet in Brandenburg in allen Lebensbereichen statt und bewirkt enorm viel. Das Verbindende ist stets der uneigennützige Einsatz für das Gemeinwohl und zur Stärkung des Miteinanders. Sie alle haben andere für Ihre Projekte begeistert und zur Mitarbeit animiert. Deshalb will ich auch jenen danken, die Ihnen zur Seite stehen."

Mit Blick auf die Krisen unter anderem infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine fügte Woidke hinzu: „Wir leben in schwierigen Zeiten und spüren das alle jeden Tag. Das führt zu verständlicher Erschöpfung und berechtigter Sorge.  Ich bin überzeugt: Dagegen kommen wir nur gemeinsam an. Indem wir verteidigen, was wir seit 1990 erreicht haben, indem wir zusammenhalten und gemeinsam nach Lösungen suchen - für die großen gesellschaftlichen Themen ebenso wie für unsere alltäglichen Aufgaben.

Sie, liebe Ordensträgerinnen und Ordensträger, haben sich in Ihrem Leben weder von Schicksalsschlägen noch von schwierigen Bedingungen entmutigen lassen. Stattdessen sind Sie kämpferischer, mutiger und kreativer geworden, um Ihre Ziele für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt zu erreichen. Damit sind Sie ein Vorbild für andere und geben uns allen Zuversicht. Ich danke Ihnen dafür. Mit großer Freude und mit viel Respekt vor Ihrer Lebensleistung überreiche ich Ihnen heute die Bundesverdienstorden."

Geehrt wurden (in alphabetischer Reihenfolge):

Lothar Böttcher (Letschin, Landkreis Märkisch-Oderland, Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland). Der ehemalige Lehrer macht sich seit mehr als 60 Jahren ehrenamtlich und mit großem persönlichen Einsatz um die Kultur und den sozialen Zusammenhalt in seiner Heimatgemeinde Letschin verdient. Als der im heutigen Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe) geborene Lothar Böttcher 1961 ins Oderbruch zog, bekam die Letschiner Schule nicht nur einen neuen Lehrer, sondern auch einen engagierten Chorleiter. Er gründete einen Schul- und Mädchenchor, der weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt wurde und für seine Programme zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Lothar Böttcher engagiert sich zudem als Künstlerischer Leiter im Ehrenamt beim Letschiner Karnevalverein. Zudem setzt er sich in seiner Gemeinde und in der Kirchengemeinde für Frieden in Europa ein. Aufgrund seines Engagements für die Kultur und den Zusammenhalt wurde er zum Ehrenbürger von Letschin ernannt.

Dieter Dombrowski (Rathenow, Landkreis Havelland, Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland) ist Vorsitzender des Vereins Menschenrechtzentrum Cottbus e. V. und Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände der kommunistischen Gewaltherrschaft (UOKG). 1974 in der DDR wegen „ungesetzlichen Grenzübertritts" zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, saß er u.a. 16 Monate im Stasi-Gefängnis Cottbus. Anschließend reiste er nach West-Berlin aus und engagierte sich fortan für Menschenrechte. Nach dem Fall der Mauer zog er nach Rathenow, wurde Landrat und war 1999 bis 2019 Landtagsabgeordneter. 2007 gründete Dieter Dombrowski mit Mitstreitern den Verein Menschenrechtzentrum Cottbus e. V., um aus dem ehemaligen Zuchthaus Cottbus einen Ort der Demokratie und Aufarbeitung zu schaffen. Seit 2015 ist er zudem Bundesvorsitzender der UOKG, des Dachverbandes von 40 Initiativen für Opfer der SED-Diktatur. Er wirkt in Gremien von Gedenkstätten mit und hilft ferner bei der Integration von Geflüchteten.

Petra Kobalz (Fürstenwalde/Spree, Landkreis Oder-Spree, Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland). Die Ingenieurin hat seit Ende der 1980er Jahre als kirchliche Bauverantwortliche entscheidend zur Rettung und zum Erhalt des historischen Erbes von 240 Dorf- und Stadtkirchen in Ostbrandenburg beigetragen. Bereits als junge Bauleiterin übernahm sie anspruchsvolle Bauprojekte wie den Wiederaufbau des Fürstenwalder Doms. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass mit der Restaurierung oft kriegszerstörter Kirchen auch neue Perspektiven für das Zusammenleben der christlichen und kommunalen Gemeinden entstanden sind. Eine intensive Partnerschaft verbindet Petra Kobalz mit der LAG Oderland e. V. bei der Entwicklung des ländlichen Raums. Dabei wurden bislang zwölf kirchliche Projekte umgesetzt, darunter der Aufbau der Marienkirche Wriezen. Überdies beteiligt sich Petra Kobalz an der Erarbeitung der Regionalen Entwicklungsstrategie Oderland. Zudem macht sie sich für deutsch-polnische Begegnungen und die Fürsorge für ältere Nachbarinnen und Nachbarn stark.

Siegfried Schmauer (Potsdam, Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland). Der Betriebswirt hat sich auf dem Gebiet der beruflichen Bildung verdient gemacht. Der ehemalige Geschäftsführer von zwei bundesweit agierenden Weiterbildungsdienstleistern engagiert sich ehrenamtlich im Bundesverband der Träger beruflicher Bildung (BBB) und als Sprecher des Deutschen Weiterbildungstages. Er überzeugt Unternehmen, dass lebensbegleitendes Lernen der Belegschaft unverzichtbar zur Sicherung des Fachkräftebedarfs ist. Er initiierte Weiterbildungsprojekte und entwickelte arbeitsmarktpolitische Instrumente für arbeitslose Menschen weiter. Als Mitbegründer, stellvertretender Vorsitzender (von 2002 bis 2008) und Vorsitzender (von 2008 bis 2012) des BBB hat sich Siegfried Schmauder für die Belange der Lehrenden und Lernenden eingesetzt und zugleich in Politik und Verwaltung für die Interessen der Weiterbildungsdienstleister geworben. Hervorzuheben ist auch sein Engagement als Mitbegründer und Sprecher des Deutschen Weiterbildungstages als Plattform der beruflichen, kulturellen, politischen und allgemeinen Erwachsenenbildung.

Marianne Seibert (Potsdam, Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland). Die selbst an Multipler Sklerose erkrankte Potsdamerin engagiert sich seit Jahrzehnten im Landesverband Brandenburg der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) und im Landesbehindertenbeirat Brandenburg. 1989/90 ebnete sie den Weg zur Gründung des DMSG-Landesverbandes Brandenburg und leitete diesen von 1992 bis 2022. Inzwischen ist sie Ehrenvorsitzende. Bereits 1995 wurde Marianne Seibert für ihr Wirken mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Seitdem hat sie ihr Engagement ausgeweitet und maßgeblich zum Ausbau der Hilfsangebote für Betroffene beigetragen. Parallel engagierte sie sich im Landesbehindertenbeirat Brandenburg, von 2003 bis 2022 als dessen Vorsitzende. 2004 rief sie die Behindertenpolitische Konferenz Brandenburg ins Leben, die seitdem alle zwei Jahre veranstaltet wird. Für ihre aufopferungsvolle Arbeit erhielt Marianne Seibert im Jahr 2012 auch den Verdienstorden des Landes Brandenburg.

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(Quellenangabe: Staatskanzlei Brandenburg)

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