Staatskanzlei

Austausch mit Spitzen der Kammern: Woidke sieht Wirtschaft gut aufgestellt – Herausforderungen der Zukunft gemeinsam angehen

veröffentlicht am 11.11.2021

Geringerer Einbruch, schnellere Erholung: Die brandenburgische Wirtschaft hat nach den Worten von Ministerpräsident Dietmar Woidke die ersten Phasen der Coronavirus-Pandemie besser durchgestanden als die bundesdeutsche Wirtschaft insgesamt. Er betonte heute anlässlich einer Videokonferenz mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaftskammern: „Unsere Wirtschaft hat sich als widerstandsfähig erwiesen. Zwar konnte auch bei uns nicht jedes Unternehmen am Markt bestehen. Aber die stabile wirtschaftliche Lage insgesamt stimmt mich optimistisch, dass wir stark aus der Pandemie hervorgehen." Wirtschaftsminister Jörg Steinbach fügte hinzu: „Dass unsere Wirtschaft bislang recht glimpflich durch die Pandemie gekommen ist, ist auch auf die stark mittelständisch geprägte Unternehmensstruktur in Brandenburg zurückführen."

Woidke hatte die Spitzen der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern zum traditionellen Spitzengespräch eingeladen. Auf der Agenda standen neben der aktuellen wirtschaftlichen Lage Themen wie FachkräftesicherungBürokratieabbau sowie die geplante Energie- und Wasserstoffstrategie des Landes. Woidke: „Wir haben uns auf den Weg gemacht hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Dabei wollen wir alle Beteiligten mitnehmen und an einem Strang ziehen. Die Kammern sind hierbei kompetente Kooperationspartner und wertvolle Interessenvertreter, die ihr Ohr ganz nah an der Basis haben. Deshalb ist mir der regelmäßige Austausch auch so wichtig."

Woidke dankte den Kammern vor allem auch für die konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten der Pandemie: „Gemeinsam ist es uns gelungen, schnelle Hilfen für die Unternehmen auf den Weg zu bringen und umzusetzen. Dass Brandenburg so gut dasteht, ist aber vor allem Verdienst der kreativen und mutigen Unternehmerinnen und Unternehmer im Land. Mitten in der Krise gibt es vielfältige bedeutende Investitionen in Brandenburg - von Leuchtturm-Vorhaben wie Tesla, BASF und Deutsche Bahn AG bis zu kleinen und mittleren Unternehmen oder innovativen Gründerinnen und Gründern. Das Engagement zeigt: Brandenburg ist ein innovativer Wirtschaftsstandort."

Zugleich mahnte Woidke: „Die Pandemie ist leider noch einmal mit voller Wucht zurückgekehrt. Unser oberstes Ziel ist, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen. Aber bei den Maßnahmen geht es immer auch darum, das Infektionsgeschehen so in Schach zu halten, dass wir einen weiteren Lockdown verhindern, der auch der Wirtschaft einen hohen Schaden zufügen würde. Das Impfen ist deshalb entscheidend, um Infektionsrisiken zu mindern und die Zahl schwerer Krankheitsverläufe zu verringern." Er bat die Kammern, auf die Betriebe einzuwirken, dass auch im direkten Arbeitsumfeld für das Impfen geworben wird. Woidke: „Das ist auch im Interesse der Unternehmen, denn die Zahl der Krankheitsfälle und Ausfälle durch Quarantäne wird dadurch deutlich gesenkt."

Herausfordernd für die weitere gute wirtschaftliche Entwicklung Brandenburgs bleibt nach den Worten von Steinbach die Fachkräftesituation: „Trotz der vielfältigen Unterstützungsangebote des Landes nutzen bislang nur wenige Unternehmen die Möglichkeit, Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren." Steinbach appellierte, bei der Suche nach Fachkräften unbedingt über den Tellerrand zu schauen. „Denn letztlich sind gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Basis für jeden Unternehmenserfolg."

Steinbach nahm zu einem Klimapositionspapier der Kammern Stellung. „Um die ambitionierten Klimaziele im Land erreichen zu können, ist der weitere und verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energien zwingend notwendig - und der kann nur gelingen, wenn ausreichend Flächen zur Verfügung stehen".

Zudem verwies der Minister darauf, dass sich Brandenburg für eine Entlastung des Strompreises einsetze. Wichtigste Stellschraube sei hier das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Die EEG-Umlage muss schnellstmöglich auf null abgesenkt werden. Die Gegenfinanzierung ist aus Steuermitteln möglich oder aus den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung", sagte Steinbach.

Carsten Christ, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Brandenburgischen Industrie- und Handelskammern betonte: „Der Fachkräftemangel bringt uns Unternehmer unfreiwillig an unsere Leistungsgrenzen: Mitunter müssen wir schon jetzt Aufträge wegen fehlenden Personals ablehnen. Dies zeigen auch die jüngsten Konjunkturumfragen der Brandenburgischen IHKs. Unsere Mitgliedsunternehmen gaben an, dass der Fachkräftemangel für sie das größte unternehmerische Risiko ist. Hier müssen wir gemeinsam mit der Landesregierung anpacken: Die Landesregierung muss die Fortführung des Ausbildungskonsenses sicherstellen. Arbeitnehmer aus Drittstaaten müssen endlich aktiv angeworben werden. Wir sind auch hier ein verlässlicher Partner, um die Politik zu unterstützen und so beste Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder zu schaffen."

Robert Wüst, Präsident Handwerkskammertag Land Brandenburg ergänzte: „Trotz besserer Konjunkturdaten und steigenden Ausbildungszahlen steht das brandenburgische Handwerk vor großen Herausforderungen. Viele Betriebe kämpfen mit hohen Energiepreisen, gestörten Lieferketten und Materialengpässen. Angesichts steigender Corona-Zahlen gehen unsere Betriebe verantwortungsvoll mit der Situation um, erwarten aber auch von der Landesregierung, dass es keine weiteren Einschränkungen im wirtschaftlichen Leben geben wird. Die notwendigen Maßnahmen müssen mit Augenmaß umgesetzt und ein weiterer Lockdown verhindert werden. Mit Blick auf die Fachkräftesituation wird das zentrale Problem bei der beruflichen Bildung leider noch immer nicht entschieden genug angegangen. Es braucht eine echte Gleichwertigkeit zwischen unserer beruflichen und der akademischen Bildung, die gesetzlich festgeschrieben und im politischen Alltag gelebt wird. Auch beim Thema Nachfolge braucht es mehr Tempo und vor allem weniger Bürokratie, um junge Menschen zu motivieren, Unternehmerkarrieren im Handwerk zu starten."

Hintergrund zur Lage der Brandenburger Wirtschaft:

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Brandenburg ist im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 3,2 % gesunken. Im Bundesvergleich war das der geringste Rückgang. In den ostdeutschen Ländern insgesamt sank das BIP um 4,0 %, in den westdeutschen Ländern sogar um 5,1 %. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Jahr 2020 in Brandenburg um 7,3 %, bundesweit erhöhte sie sich um 18,9 %. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote in Brandenburg stieg 2020 lediglich um 0,4 Prozentpunkte auf 6,2 %. Inzwischen liegt die Quote wieder auf dem Niveau vor der Corona-Krise (Oktober 2021: 5,3 %).

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug im August 2021 873.500. Das waren 18.097 mehr als im August 2020. Mit dieser Steigerung von 2,1 % lag Brandenburg um 0,6 Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Pressemitteilung als PDF (application/pdf 408.2 KB)