Staatskanzlei

Neue Studie zur „Arbeit 4.0“ – Digitalisierung in Brandenburger Betrieben in vollem Gange

veröffentlicht am 26.06.2018

Die Digitalisierung verändert den Brandenburger Arbeitsmarkt tiefgreifend. Neue Arbeitsplätze entstehen, alte verschwinden. Anforderungen für Beschäftigte und Betriebe ändern sich rasant. Den Stand der Digitalisierung in den Brandenburger Unternehmen sowie Handlungsfelder zur Unterstützung des Wandels der Arbeitswelt analysiert die neue Studie „Arbeit 4.0 in Brandenburg", die heute Thema im Kabinett war. Anschließend stellten Arbeitsministerin Diana Golze, der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Hendrik Fischer  und Dr. Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg, Ergebnisse der Studie in der Staatskanzlei vor.

Im Kern handelt es sich um eine repräsentative Unternehmensbefragung. Die Studie zeichnet ein differenziertes Bild des aktuellen Digitalisierungsstandes in Kernbranchen der Brandenburger Wirtschaft. Die 50-seitige Kurzfassung wurde heute zum ersten Mal öffentlich vorgestellt, im Herbst soll eine Langfassung folgen.

Laut Studie nutzen 87 Prozent der rund 1.050 befragten Betriebe digitale Lösungen. Je ein Fünftel der Betriebe ist vollständig bzw. bereichsübergreifend digitalisiert und vernetzt. 13 Prozent der Betriebe setzen  bislang gar keine digitalen Lösungen ein. Durch die Digitalisierung werden in Brandenburg bis zum Jahr 2025 etwa 27.700 Arbeitsplätze wegfallen und 25.700 neue entstehen; die Erwerbstätigenzahl wird aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage insgesamt von aktuell etwa 1,0 Millionen auf 1,1 Millionen in 2025 steigen.

Arbeitsministerin Diana Golze: „Digitalisierung ist kein Job-Killer. Zwar werden vor allem einfache Tätigkeiten vom Arbeitsplatzabbau betroffen sein. Dafür entstehen mehr höher qualifizierte Berufe. Auch Sozialberufe gewinnen weiter an Gewicht. Und Innovationen bringen Wachstum, der Fachkräftebedarf wird weiter steigen. Digitalisierung ist in vollem Gange. Die Frage ist also nicht, ob, sondern wie wir Arbeit 4.0 im Sinne der Beschäftigten gestalten.

Tätigkeiten, Kompetenzanforderungen und Organisationsformen von Arbeit verändern sich deutlich. Davon sind nahezu alle Arbeitsplätze betroffen. Das setzt umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen voraus. Der technische Fortschritt verlangt deutlich mehr Investitionen in die Qualifizierung der Beschäftigten. Brandenburg ist bislang bei der beruflichen Weiterbildung sehr gut aufgestellt. Aber die Angebote müssen sich weiterentwickeln. Lernen findet nicht mehr außerhalb vom Betrieb statt, sondern mitten im Arbeitsprozess. Notwendig sind auch eine Stärkung des Arbeitsschutzes und der betrieblichen Mitbestimmung. Digitalisierung kann dabei helfen, Beschäftigungsbedingungen noch arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten."

Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer: „Erfolgreich realisierte Digitalisierungsprojekte erhöhen in den brandenburgischen Unternehmen die Bereitschaft, weitere Digitalisierungsschritte zu gehen. Rationalisierungseffekte wie Personalabbau oder Lohnsenkungen konnten dabei bisher kaum beobachtet werden. Allerdings: Die immer noch verbreitete Unkenntnis über technische Möglichkeiten, fehlende personelle Ressourcen und Fragen der IT-Sicherheit hemmen die betriebliche Digitalisierung. Darauf wollen wir reagieren. Wir werden unsere Beratungs- und Unterstützungsangebote wie die bereits aufgebauten drei Kompetenzzentren oder den Brandenburgischen Innovationsgutschein BIG Digital weiter entwickeln, noch besser abstimmen und enger verzahnen."

WFBB-Geschäftsführer Dr. Steffen Kammradt: „Digitalisierung lohnt sich für die Brandenburger Wirtschaft. Die Hälfte der befragten Betriebe, die bereits digitalisieren, konnte dadurch verbesserte oder sogar völlig neue Produkte anbieten und neue Märkte für sich erschließen. In der Mehrzahl der Betriebe hat die Digitalisierung zu verbesserten Arbeits- und Prozessabläufen sowie zu besseren Produkten und Dienstleistungen geführt. Auch für die Beschäftigten wirkt sich die Digitalisierung positiv aus: Die Mehrheit der Betriebe gab an, dass die Digitalisierung die Fähigkeiten der Beschäftigten erhöht hat. Die Studie stellt zudem eine Art ‚positiven Lawineneffekt‘ fest: Je weiter Betriebe in die Digitalisierung einsteigen, desto mehr Digitalisierung planen sie auch in Zukunft. Umso wichtiger ist es, die Hemmschwelle zum Einstieg zu überwinden. Mit ihren Angeboten für Wirtschaft und Arbeit aus einer Hand unterstützt die WFBB dies aktiv."

Die Studie wurde von der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB Arbeit) verfasst. Sie  beruht auf dem Abschlussbericht des Projekts „Arbeit 4.0 in Brandenburg", das von dem Projektkonsortium IMU-Institut Berlin GmbH, Forschungsteam internationaler Arbeitsmarkt GmbH, Umfragezentrum Bonn - Prof. Rudinger GmbH, Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung und dem Lehrstuhl Automatisierungstechnik an der BTU Cottbus von Mai bis Dezember 2017 durchgeführt wurde. Für die Untersuchung wurden sowohl 1.051 Betriebe telefonisch befragt als auch statistische Analysen und Szenario-Rechnungen durchgeführt. Das Projekt wurde von der WFBB beauftragt und durch das Arbeitsministerium aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert.

Die Kurzfassung der Studie „Arbeit 4.0 in Brandenburg" kann auf der WFBB-Internetseite https://www.wfbb.de als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Pressemitteilung als PDF (application/pdf 152.6 KB)