Staatskanzlei

Kitt der Gesellschaft: Woidke zeichnet weitere sechs Frauen und Männer mit dem Landesverdienstorden aus

veröffentlicht am 18.12.2021

Sie bereichern das Leben ihrer Mitmenschen und erhalten Gutes für nachfolgende Generationen: Sechs Brandenburgerinnen und Brandenburger wurden heute von Ministerpräsident Dietmar Woidke mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg geehrt. Woidke betone zur Feierstunde in der Potsdamer Staatskanzlei: „Sie alle leben Mitmenschlichkeit und treten für sie ein. Jede und jeder Einzelne hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Großartiges geleistet, Zeit und Kraft geopfert und unseren Gemeinsinn gestärkt. Dafür danke ich Ihnen von Herzen." Die Ehrung ist ein Zeichen der Anerkennung und des Dankes. Coronabedingt werden die Ehrungen in diesem Jahr im kleineren Rahmen abgehalten. Woidke hatte bereits am 27. November fünf verdiente Brandenburgerinnen und Brandenburger geehrt.

Der Verdienstorden wird seit dem Jahr 2005 vergeben. Mit der heutigen Ehrung wurde er insgesamt an 263 Personen verliehen - „als Zeichen der Anerkennung und des Dankes für außerordentliche Verdienste um das Land Brandenburg und seine Bevölkerung", wie es im Brandenburgischen Ordensgesetz heißt.

Woidke: „Das dramatische Pandemiegeschehen stellt unsere Gesellschaft erneut auf eine harte Probe. Die Anspannung der letzten Monate lässt Meinungen oft immer unversöhnlicher aufeinanderprallen und vergrößert die Gefahr einer Spaltung unserer Gesellschaft. Diese Beobachtung muss uns alarmieren, denn der innere Zusammenhalt unseres Gemeinwesens ist das wichtigste Bollwerk zur Krisenbewältigung. Ihr Engagement hilft, Gräben zu überwinden und Vertrauen in eine gelingende Erholung von Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Ihr Engagement ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält."

Geehrt wurden und in den Laudationes heißt es:

Als engagierte und konstruktive Elternvertreterin mit Vorbildfunktion setzt sich Annett Heidebrunn aus Eberswalde für die Belange von Kindern und Eltern ein.  Durch ihr außergewöhnliches Engagement wurde sie schnell zu einer führenden Elternsprecherin in Brandenburg und ist mittlerweile über Landesgrenzen hinweg bekannt. Für ihren Heimatlandkreis Barnim macht sie sich seit 2013 für rechtskonforme Elternbeitragssatzungen stark. Die landesweite Diskussion zum gesetzlich festgeschriebenen Versorgungsaufwand in den Kitas nahm durch ihr Engagement an Fahrt auf. Sie stellte 2014 eine Petition für die Berücksichtigung von Mehrkinderfamilien bei den Elternbeiträgen sowie die Einhaltung des Kitagesetzes im Hinblick auf die Versorgung und gesunde Ernährung der Kinder mit Frühstück und Vesper in den Kindertageseinrichtungen auf. Seit 2015 engagiert sich Annett Heidebrunn für eine Beitragsfreiheit in Brandenburger Kitas. Dafür sammelte sie mit ihrer Kitainitiative und Eltern weit mehr als 10.000 Unterschriften. Seit 2018/19 ist das letzte Kita-Jahr vor der Einschulung für alle Familien frei. Der nächste Schritt soll im Jahr 2023 folgen.

Die studierte Sozialpädagogin und promoviere Historikerin Dr. Susanne Köstering ist eine gut vernetzte Hüterin des kulturellen Erbes und bringt die brandenburgische Museumslandschaft zum Blühen. Seit 2002 ist sie Geschäftsführerin des Museumsverbandes Brandenburg. Unter ihrer Leitung hat sich der Museumsverband zu einem der profiliertesten Landesverbände entwickelt und wird bundesweit anerkannt. Susanne Köstering berät die Museen zu Fragen der Organisation und Struktur, der Sammlungsentwicklung oder Ausstellungsgestaltung. Durch ihren Einsatz sind Museumsverband und Museen bundesweit zu Vorreitern hinsichtlich der Provenienzforschung und der Digitalisierung in kleineren Einrichtungen geworden. Ihr ist es zu verdanken, dass ein sogenannter „Erst-Check Provenienzforschung" für Museen entwickelt wurde, der durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste breite Anerkennung erfuhr und bundesweit Anwendung findet. Der Erst-Check trägt dazu bei, Museen für den Umgang mit einer eigenen Sammlung zu sensibilisieren und die Sammlung hinsichtlich unklarer Provenienzen zielgerichtet zu erforschen. Susanne Köstering hat zahlreichen Museen neues Selbstbewusstsein vermittelt und Mut gemacht. Besonders am Herzen liegt ihr die Qualifizierung und Weiterbildung der Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.

Claus Peter Ladner aus Caputh ist ehemaliger Präsident des Verwaltungsgerichts Potsdam und als Mitbegründer der Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54" ein Mahner der deutsch-deutschen Geschichte. Seit 2001 ist er Vorsitzender der Fördergemeinschaft. Seinem persönlichen Engagement ist es zu verdanken, dass das ehemalige Gefängnis in der Potsdamer Lindenstraße heute eine Gedenkstätte ist, die über die Landesgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Seinem Wirken ist es geschuldet, dass eindringlich und authentisch an die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt, des sowjetischen Militärtribunals und des Untersuchungsgefängnisses der DDR-Staatssicherheit erinnert wird. Dabei organisierte er Treffen und Gespräche von und mit Zeitzeugen, Vortragsreihen und Schülerprojekte. 1999 setzte er sich dafür ein, dass die Skulptur „Nike 89" von Wieland Förster an der Glienicker Brücke installiert und zum Erinnerungszeichen der Stadt Potsdam wurde. Jährlich organisiert die Fördergemeinschaft unter Claus Peter Ladner die Gedenktage der Landeshauptstadt am 27. Januar, 13. August und 10. November mit und etablierte diese als zentrale Feierlichkeiten der Landeshauptstadt. Seinem Engagement und Einsatz verdankt Potsdam einen wichtigen Teil seiner Erinnerungskultur.

Dieter Voigt aus Bad Liebenwerda ist leidenschaftlicher Bewahrer der einzigartigen Orgellandschaft Brandenburgs. Neben seiner Tätigkeit als Orgelbauer und Kirchenmusiker setzte er sich jahrzehntelang für den Erhalt und die Erneuerung kirchlicher Gebäude ein. Zudem wirkte er in der regionalen Forschungsgruppe „Carl Heinrich Graun" (Komponist und Sänger 1704-1759) mit und beschäftigte sich mit der Wiederentdeckung von dessen Werken. Im Dezember 2011 wurde unter seiner Federführung die Südbrandenburgische Orgelakademie gegründet. In einer ehemaligen Druckerei ist eine sehenswerte Kultureinrichtung mit Kammermusiksaal, Funktionsräumen und Ausstellung entstanden. Sein Herzensprojekt ist es, Menschen musikalisch zu bilden. So konnten durch den Einsatz von Dieter Voigt das Erlebnisprojekt Orgel mit Grundschülern etabliert, Kooperationsverträge mit dem Grundschulzentrum und der Kreismusikschule realisiert sowie vielfältige Konzerte und zahlreiche Führungen durchgeführt werden. Im Jahr 2000 wurde er zum Ehrenbürger von Bad Liebenwerda ernannt und 2001 mit dem Kulturpreis des Landkreises Elbe-Elster geehrt.

Brigitte und Matthias Lothar Schirmer aus Strausberg sind Unternehmer mit sozialer Verantwortung. Das Ehepaar gründete 1992 das Chemieunternehmen Allresist GmbH. Damit gelang ihnen, Wissen und Personal aus dem DDR-Vorläuferunternehmen zu sichern. Ihnen liegt eine humanistische Unternehmenskultur am Herzen. Alle Beschäftigte werden in Prozesse und Entscheidungen einbezogen und gestalten diese aktiv mit. Mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell konnte Allresist seinen Produktumsatz in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppeln. Inzwischen produzieren 14 Mitarbeitende eine umfangreiche Palette mit mehr als 250 Produkten. Dabei legen die Schirmers Wert auf eine umweltverträgliche Produktentwicklung und -herstellung. Seit 2012 ist Allresist anerkannter Umweltpartner des Landes Brandenburg. In der Corona-Krise musste das Unternehmen einen Teil seiner Produktion umstellen und liefert seinen Kunden zum Selbstkostenpreis Desinfektionsmittel für die hygienische Hände- sowie Flächendesinfektion. Allresist erhielt u.a. den Innovationspreis des Clusters Kunststoff und Chemie, den Preis für Exzellente Wissensorganisation und den Ludwig-Erhard-Preis. 2014 und 2018 wurde Brigitte Schirmer Unternehmerin des Landes Brandenburg (jeweils 2. Platz). Ein Teil des unternehmerischen Erfolges geht an die Menschen in der Heimatregion. Allresist spendet regelmäßig mehr als ein Prozent des Ertrages für bedürftige Menschen sowie für Sport- und kulturelle Projekte. Darüber hinaus wird regelmäßig gegen Hunger und Krankheit in der Welt gespendet.

Das Ehepaar Brigitte und Matthias Lothar Schirmer konnte leider nicht anwesend sein. Die Aushändigung der Orden findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Bilder von der Feierstunde können heute ab 16.00 Uhr unter Quellenangabe "Volker Tanner, Staatskanzlei" kostenlos über www.brandenburg.de bezogen werden.

Pressemitteilung als PDF (application/pdf 246.2 KB)