Staatskanzlei

Platzeck verleiht höchste Auszeichnung des Landes

veröffentlicht am 10.06.2011

Ministerpräsident Matthias Platzeck hat heute zum siebten Mal anlässlich des brandenburgischen Verfassungstages den Verdienstorden des Landes an Bürgerinnen und Bürger überreicht. Bei der Zeremonie in der Potsdamer Staatskanzlei betonte Platzeck, die Geehrten seien in den vergangenen gut 20 Jahren „Wegbereiter des Wandels in Brandenburg gewesen. Die 15 Frauen und Männer haben alle in ganz unterschiedlichen Bereichen unser Land zum Besseren verändert. Sie haben stellvertretend für Viele daran mitgewirkt, dass wir heute ein neues Selbstbewusstsein und Selbstverständnis haben.“ Der Wandel in Brandenburg habe viele Gesichter, betonte Platzeck. Überall, in Kunst und Kirche, in der Wirtschaft, im Kreis von Senioren oder beim Sportlernachwuchs engagierten sich Menschen weit über das Notwendige hinaus. Das gelte auch für die Zusammenarbeit mit Polen. Platzeck: „Wenn wir demnächst das Jubiläum 20 Jahre Deutsch-Polnischer Nachbarschaftsvertrag begehen, dann ist für uns längst selbstverständlich, was Anfang der 1990er Jahre unvorstellbar schien: eine offene Grenze, ein gemeinsamer Wirtschafts- und Arbeitsmarkt oder eine grenzübergreifende Theaterlandschaft. Einige der heutigen Ordensträger – darunter die langjährigen Intendanten der Theater in Schwedt und Szczecin - haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das Zusammenwachsen zu einem echten Lebensgefühl geworden ist.“ Platzeck resümierte: „Jeder, der heute einen Orden erhält, wird im doppelten Sinne ausgezeichnet: als Persönlichkeit, die in der Vergangenheit Besonderes geleistet hat, und als Vorbild, das uns Mut macht für die Zukunft.“ Geehrt wurden in diesem Jahr: Dr. Carola Wolf aus Potsdam hat sich große Verdienste um die Verständigung und das Kennenlernen zwischen Ost- und Westdeutschen und damit um die innere Einheit Deutschlands erworben. Sie ist Vorsitzende des 1992 gegründeten Potsdamer Forums OST-WEST, das Tagungen zu aktuellen Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung durchführt. Die Teilnehmer und Referenten haben sowohl Ost- als auch West-Biographien. Unterschiedliche Erfahrungen werden offen und oft kontrovers diskutiert und konkrete Anregungen für bürgernahes politisches Handeln gegeben. Mittlerweile hat der Verein sein Engagement auf Ost- und Westeuropa ausgedehnt und organisiert beispielsweise Tagungen zum Verhältnis zwischen Brandenburg und Polen. Reinhard Simon aus Schwedt und Warcislaw Kunc aus Szczecin haben sich als langjährige Intendanten der Uckermärkischen Bühnen beziehungsweise der Oper im Schloss Stettin jahrelang für ein "Theater Grenzenlos" engagiert. Unter diesem Titel stellen die Partnertheater seit Jahren große Produktionen auf die Beine. Die Aufführungen finden mit deutschen und polnischen Schauspielern und Sängern sowie Chor, Ballett und Orchester in Schwedt, Frankfurt (Oder) und Stettin statt. Ergänzt wird dies durch gegenseitigen Arbeitsbesuche und gemeinsame Workshops beider Ensembles. Zum Theateralltag gehören die Einbeziehung weiterer Partner wie des Warschauer Teatr Ochoty und eine intensive Kinder- und Jugendarbeit. So entstehen in Schwedt jedes Jahr zweisprachige Märchenproduktionen, die Kinder beider Länder verzaubern. Hans-Ulrich Schulz aus Potsdam hat neben seiner Tätigkeit als Generalsuperintendent des Sprengels Neuruppin der Evangelischen Landeskirche zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, die dem Gedanken der Versöhnung Rechnung tragen. Unter seiner Leitung wurde 1999 der Förderverein Lepsiushaus Potsdam gegründet. Johannes Lepsius hatte sich einst für das armenische Volk und die Verständigung mit den Türken eingesetzt. 2004 entwickelte Schulz mit Mitstreitern ein Nutzungskonzept für die Potsdamer Garnisonkirche, das Grundlage für den von Menschen im In- und Ausland gewünschten Wiederaufbau dieses Barockbauwerks als Ort für Frieden und Versöhnung ist. Andreas Rohde aus Lindow/Mark wird für sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement für die Brandenburger Zunft der Köche und die Nachwuchsarbeit in diesem Bereich geehrt. So initiierte er als Vorsitzender des Prüfungsausschusses für Köche einen in Deutschland einzigartigen Team-Wettbewerb für Auszubildende aus Berlin und Brandenburg. Gemeinsam mit Kollegen konnte er bei vielen Wettbewerben im In- und Ausland punkten: Seine Teams brachten über 350 Medaillen und Urkunden nach Hause. Inzwischen hat der Landesvorsitzende der Köche Berlin-Brandenburg und Küchenchef der Reha-Klinik Hohenelse Rheinsberg die hiesigen kulinarischen Qualitäten so bekannt gemacht, dass die Deutsche Nationalmannschaft der Köche derzeit fast nur aus Brandenburgerinnen und Brandenburgern besteht. Gerard Pieper aus Lübbenau verbindet Innovationsgeist mit der Fähigkeit, vor allem junge Leute für Technik zu begeistern. Der Geschäftsführer der GP Innovationsgesellschaft hat seinen 1996 gegründeten Betrieb durch viele neue, teils preisgekrönte Verfahren zur Oberflächenreinigung und –bearbeitung bekannt gemacht. Diese kommen heute beispielsweise beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS zum Einsatz. Sein Fachwissen gibt er seit vielen Jahren an Schülerinnen und Schüler weiter. Er unterstützt den Brandenburg-Wettbewerb „Jugend forscht“, bei dem seine Teams es auch auf vordere Plätze schafften. Zudem ist er „Vater“ eines „Erfinderclubs“ und des „Fördervereins für Ideen und Technik“ an einem Lübbenauer Gymnasium. Nora Neese aus Salzgitter leistet einen großen Beitrag zur Bewahrung eines wichtigen Teils der Kirchen- und Landesgeschichte Brandenburgs. Seit mehr als 15 Jahren erforscht sie die Historie des Kloster Stifts zum Heiligengrabe. Ihr Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1847 bis 1945, als die ehemalige Heimat der Zisterzienser eine Erziehungsanstalt war. Ihre Forschungsergebnisse hat die ehemalige Internats-Klosterschülerin des Stifts in sechs Bänden zusammengestellt. Es beginnt mit der Idee, im Schutz des Klosters Waisenkindern und Mädchen aus verarmten adligen Familien ein Zuhause zu geben, und endet mit den Machenschaften der Nationalsozialisten und der späteren Flucht der Äbtissin mit ihren Schülerinnen gen Westen. Mit ihren Büchern hat die Autorin diesen Frauen ewige Erinnerung geschenkt. Heinz Maintok aus Senftenberg hat sich darum verdient gemacht, dass Sport in Brandenburg mit Fairness und Toleranz in Verbindung gebracht wird. Ob als Trainer oder Integrationsbeauftragter beim SV Sedlitz, Kreisauswahltrainer oder Ehrenschiedsrichter des Fußball-Landesverbandes – stets hat er sich dafür eingesetzt, dass niemand im Abseits steht. Er wirkte jahrelang ehrenamtlich bei der Planung und Umsetzung von Jugendfreizeiten für Kinder aus sozial schwachen Familien mit. Beispielhaft ist sein Engagement gegen Rechtsextremismus und für Toleranz. So war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, Asylbewerber aus einem nahegelegenen Heim einzuladen, beim Fußballverein SV Sedlitz mitzuspielen. Edith Lowack aus Kleinmachnow setzt sich seit vielen Jahren in herausragender Weise für das Wohl der Menschen und ein solidarisches Miteinander in ihrer Gemeinde ein. 1990 gründete sie den Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in Kleinmachnow und engagierte sich für den Aufbau der ersten Sozialstation. Sie rief 1992 die zentrale Kontakt- und Informationsstelle für Potsdam-Mittelmark ins Leben und gab damit quasi die Initialzündung für einen sozialen Motor nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Im Netzwerk „Pflegebegleitung“ ist sie sowohl in Brandenburg als auch auf Bundesebene aktiv. Ihr Projekt „Junge Leute treffen Senioren“ und der Fahrdienst für Menschen mit Handicap sind weitere Beispiele für ein Miteinander. Arnold Kuchenbecker aus Eberswalde wird geehrt für seine Aufarbeitung der Geschichte der Finower Messingwerksiedlung. Geprägt wurde diese durch jüdische Mitbürger, von denen viele ein tragisches Schicksal erlitten. Kuchenbecker ist Mitautor des 2008 erschienenen „Eberswalde Gedenkbuches für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus“. Für die Sanierung des Wahrzeichens der Werksiedlung, den Wasserturm, gründete er einen Förderverein und sammelte bislang Spenden in Höhe von 150.000 Euro. Zugleich legte sein Förderverein ein Nutzungskonzept für die kommenden 20 Jahre vor. Wolfgang Kohlhaase aus Berlin wird für seine herausragenden Verdienste um den Brandenburger Medien- und Kulturstandort ausgezeichnet. Der Regisseur, Drehbuchautor und Dramaturg hat die 100-jährige Filmtradition in Potsdam-Babelsberg über mehrere Jahrzehnte mit geprägt und den Wandel zur international anerkannten Medienmetropole aktiv gestaltet. Nach der Wende verstand der „Wahl-Brandenburger“ sich als Mittler zwischen Ost und West und hielt trotz schillernder Angebote aus aller Welt den Brandenburger Filmschaffenden wie Andreas Dresen die Treue. Als Drehbuchautor setzte er Maßstäbe für das filmische Erzählen in Deutschland. Filme wie „Solo Sunny“, „Der Hauptmann von Köpenick“ oder „Sommer vorm Balkon“ sorgten mit ihren feinsinnigen Charakterstudien für Aufsehen in der Filmwelt und bescherten ihm unzählige Preise aus aller Welt, die er mit nach Babelsberg brachte. Helmut Hoffmann aus Falkenberg setzt sich als Geschäftsführer der Uebigauer Elektro- und Schalt-Anlagenbau dafür ein, dass wirtschaftliches Wachstum nicht an den Werkstoren halt macht, sondern einer ganzen Region zugute kommt. Sein Unternehmen ist heute größter industrieller Arbeitgeber im Landkreis Elbe-Elster, der auch jungen Menschen in der Region eine Perspektive gibt. Die gute Entwicklung des Betriebes ermöglichte es der Stadt Uebigau, die Eigenanteile für die Sanierung ihres historischen Stadtkerns aufzubringen. Der Unternehmer selbst unterstützt viele gesellschaftliche und soziale Einrichtungen und Veranstaltungen wie Behindertenwerkstätten, Bibliotheken, Kindergärten, Schulen, Sportvereine, Arbeitsloseneinrichtungen und Stadtfeste. Dr. Thea Hoedt aus Ketzin kümmert sich seit Jahren um das Wohl der Seniorinnen und Senioren in Brandenburg. In Ketzin leitet sie den Seniorenbeirat, der verschiedene Angebote wie Beratungen zum Thema altersgerechtes Wohnen oder PC-Kurse für ältere Menschen organisiert. Auch im Landespflegeausschuss ist sie aktiv und beschäftigt sich hier mit der Gewinnung und Schulung von Ehrenamtlichen sowie der Förderung der Kultur der Anerkennung im Freiwilligenbereich. Gleichzeitig ist sie über Brandenburgs Grenzen hinaus für ihre konzeptionelle Arbeit bekannt. Für das Bundes-Projekt „Aktiv im Alter“ schrieb sie ein Papier, auf dessen Grundlage Ketzin zu einer von 150 deutschen Förderkommunen ernannt wurde. Eckhard Fichtmüller aus Fürstenwalde wird geehrt für die Aufarbeitung der Geschichte des sowjetischen Speziallagers Ketschendorf bei Fürstenwalde. Dort waren nach 1945 etwa 10.000 politische Gegner inhaftiert gewesen. 4621 starben. Sie wurden zunächst auf dem Lagergelände verscharrt und 1952/53 unter Geheimhaltung auf dem Friedhof in Halbe bestattet. Nach der Wende setzte sich der frühere Superintendent des Kirchenkreises Fürstenwalde-Strausberg für ein öffentliches Gedenken an die Opfer ein, machte ihre Schicksale publik. Heute findet man Angaben über die Speziallager in fast allen Brandenburger Geschichtsbüchern. Petra Damm aus Zeuthen zeigt als erfolgreiche Unternehmerin seit Jahren eindrucksvoll, dass Wettbewerb und Verantwortung für die Gesellschaft zwei Seiten einer Medaille sind. Als Geschäftsführerin hat sie die airkom Druckluft und die airplan Anlagenbau zu leistungsfähigen Dienstleistern entwickelt, zu deren Geschäftspartnern Rolls Royce, Lufthansa und der Flughafen Schönefeld gehören. In Zusammenarbeit mit der Technischen Fachhochschule Wildau fördert sie den Wissenstransfer zwischen Unternehmen und Hochschule. Bemerkenswert ist ihr soziales Engagement. Sie unterstützt regionale Jugend- und Sportvereine, das Blindenhilfswerk und das jährliche Feuerwehrfest in Wildau.