Staatskanzlei

Woidke besucht Polizei-Fachhochschule: „Aus Standort erwächst besondere Verantwortung für Studierende"

veröffentlicht am 04.09.2017

Ministerpräsident Dietmar Woidke hat angehende Polizisten zu Wachsamkeit gegenüber Tendenzen von Rechtsextremismus und Antisemitismus aufgerufen. „Rassismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft", sagte Woidke heute an der Polizei-Fachhochschule Oranienburg. Gemeinsam mit Innenminister Karl-Heinz Schröter traf er dort mit dem Auschwitz-Überlebenden und Ermittler im Eichmann-Prozess, Michael Goldmann-Gilead, zusammen. Dieser besuchte die Fachhochschule, um mit den Auszubildenden ins Gespräch zu kommen.

Woidke wies auf den Standort der Fachhochschule hin, woraus den zukünftigen Polizisten eine besondere Verantwortung erwachse: Es gehört zu der Besonderheit dieser Einrichtung, dass sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen befindet, einem Ort des Mordens, der Ohnmacht, der politischen Verfolgung, des Verfalls von menschlicher Kultur und der willkürlichen Freiheitsberaubung."

Woidke erinnerte daran, dass die Polizei im NS-Regime ein zentrales Herrschaftsinstrument gewesen sei. „Daraus ergibt sich für die Studierenden von heute die bleibende Verpflichtung, sich von demokratischen Prinzipien leiten zu lassen, um das friedliche Zusammenleben der Menschen in unserem Land zu schützen."

Er dankte Michael Goldmann-Gilead dafür, dass er als Zeitzeuge immer wieder auch vor jungen Menschen Zeugnis ablege über die Verbrechen der Nationalsozialisten. Dabei mahne Goldmann-Gilead seine Zuhörer, „Verantwortung für den Erhalt und den Schutz eines freiheitlichen Gemeinwesens zu übernehmen".

Innenminister Karl-Heinz Schröter hob hervor: „Gespräche mit den letzten lebenden Zeitzeugen des Terrors und der Verfolgungen des NS-Regimes sind eine unschätzbar wertvolle und bereichernde Erfahrung für alle Teilnehmer. Ich bin Michael Goldmann-Gilead sehr dankbar für seinen Besuch an unserer Polizei-Fachhochschule. Der Nationalsozialismus hat gezeigt, wie es geschehen konnte, dass sich die Einrichtungen und Organe des Staates - darunter auch die deutsche Polizei - zuerst gegen die eigenen Mitbürger anderen Glaubens und anderer Überzeugung und dann die Bürger anderer Staaten wenden konnten - von der anfänglichen Entrechtung über die Verfolgung bis hin zur Vernichtung. Ein furchterregender Vorgang in der Geschichte des dunklen 20.Jahrhunderts. Er zeigt, dass und wie Freiheit, Demokratie, Sicherheit und die Achtung vor den Menschen und dem Leben vollständig verloren gehen können. Diese Mahnung bleibt. Sie ist uns andauernde Verpflichtung. Auch und gerade der heutigen Polizei, die in ihrem Handeln strikt an Recht und Gesetz des demokratischen Verfassungsstaates gebunden ist. Es gibt keine eindrucksvolleren Zeugen dieses Vermächtnisses als die letzten Überlebenden des Terrors wie Michael Goldmann-Gilead."

Der Präsident der Fachhochschule der Polizei, Rainer Grieger, sagte: „Wir fühlen uns durch den Besuch von Michael Goldmann-Gilead sehr geehrt. Gerade hier auf diesem historisch so bedeutsamen Gelände der Fachhochschule der Polizei neben dem ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen ist die Vergangenheit allgegenwärtig und das Bewusstsein dafür ist wichtiger Bestandteil in der Ausbildung und dem Studium unserer künftigen Polizistinnen und Polizisten."

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