Staatskanzlei

Woidke zu Deutsch-polnischem Bahngipfel: Fortschritte bei grenzüberschreitendem Bahnverkehr

veröffentlicht am 30.11.2016

Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Polen-Koordinator der Bundesregierung, zieht eine positive Bilanz des 2. deutsch-polnischen Bahngipfels, der heute in Stettin (Szczecin) stattfand. Daran nahmen Verkehrspolitiker beider Staaten sowie die Spitzen der Bahngesellschaften teil. Woidke hatte den ersten Bahngipfel im September 2015 in Potsdam initiiert und heute bereits für den nächsten nach Brandenburg eingeladen. Er sagt zum jährlichen Turnus: „Zwischen den Tagungen arbeiten Experten auf beiden Seiten an den einzelnen Aufgaben. Dadurch können wir konsequent an den Themen bleiben."

Gemeinsam mit Berlins Verkehrssenator Andreas Geisel kündigte Woidke an, dass der äußerst erfolgreiche „Kulturzug" zwischen Berlin, Cottbus und Breslau (Wroclaw) auch in den kommenden Jahren Bestand haben wird. Er wird an Wochenende von bis zu 1.000 Personen genutzt. Dazu verständigten sich die Länder Brandenburg und Berlin sowie die Deutsche Bahn auf eine gemeinsame Übernahme der Kosten in Höhe von insgesamt 300.000 Euro jährlich.

Woidke:„Hier zeigt sich, dass man manchmal etwas riskieren und ein gutes und originelles Angebot machen muss. Dann gibt es auch eine Nachfrage. Alle Seiten haben hier an einem Strang gezogen, um dieses interessante Zugangebot auch für die nächsten Jahre zu sichern." Woidke äußerte die Erwartung, dass ab Fahrplanwechsel 2018/19 wieder eine reguläre Fernverkehrsverbindung zwischen Berlin und Breslau und weiter nach Krakau angeboten werden kann, sofern bis dahin die entsprechende Infrastruktur gesichert ist.

Senator Andreas Geisel kann die positiven Erfahrungen vieler Fahrgäste aus seinem Breslau-Besuch im Sommer nachvollziehen: „Das Angebot ist deutlich attraktiver als die bisherigen Angebote; es war damit zwingend und richtig, dass die beiden Länder sich aktiv für die Weiterführung des Kulturzugs eingesetzt haben und hierzu auch eigene Mittel eingebracht haben."

Wichtiger Diskussionspunkt war der Ausbau der Strecke Berlin-Angermünde-Stettin. Woidke: „Der ständig wachsende Verkehr und die gute Auslastung der Verbindung zwischen beiden großen Metropolen macht den Ausbau dringend erforderlich - und zwar zweigleisig." Geplant ist vom Bund bisher nur der eingleisige elektrifizierte Ausbau, der Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer erlauben wird. Allerdings konnten Bund und Bahn heute noch keine sicheren Fertigstellungstermine nennen. Ein zweites Gleis machen Bund und Bahn von der Verkehrsentwicklung abhängig. Für die Strecke Berlin-Gorzow` ist der Neubau einer Brücke über die Oder bei Küstrin erforderlich. Die Planungen dazu laufen bereits.

Die Teilnehmer des Gipfels diskutierten auch die Auswirkungen aufgrund der anstehenden Bauarbeiten auf polnischer Seite für die Verbindung Berlin-Warschau. Sie wurde im Jahr 2015 von etwa 480.000 Passagieren genutzt. Die Arbeiten machen Umleitungen um etwa eine Stunde erforderlich. Ab dem Jahr 2020 soll die normale Reisezeit etwa 5 Stunden betragen.

Woidke: „Bauarbeiten sind zunächst eine Beschwernis für die Passagiere. Künftig wird diese überaus wichtige Verbindung zwischen unseren beiden Hauptstädten aber noch schneller und attraktiver sein. Während der Bauarbeiten müssen die Einschränkungen für die Reisenden in einem erträglichen Rahmen bleiben, damit sie nicht auf das Auto oder das Flugzeug umsteigen. PKP Intercity und DB Fernverkehr stehen in enger Abstimmung, um die Auswirkungen der Baustelle für die Kunden so gering wie möglich zu halten."

Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider sagte: „Wir sind seit dem Bahngipfel vor einem Jahr ein Stück voran gekommen. Auf den Linien nach Kostryn, Gorzow und Zielona Gora haben wir in diesem Jahr mehr Verbindungen geschaffen. Künftig brauchen wir mehr stabile grenzüberschreitende Verbindungen im Bahnverkehr. Dazu ist es wichtig, dass wir zu besserer Planungssicherheit auf allen Seiten kommen - und es ist dringend erforderlich, dass die Fahrzeughersteller Züge herstellen, die auf beiden Systemen fahren können."

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, sagte: „Ich freue mich sehr, dass die Deutsche Bahn mit Unterstützung der Länder Berlin und Brandenburg auch weiterhin eine direkte Verbindung von Berlin nach Breslau anbieten wird. Das ist nicht nur eine gute Nachricht für alle Bahnkunden in der Region, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Verbesserung des deutsch-polnischen Bahnverkehrs. In enger Abstimmung mit den Aufgabenträgern werden wir auch weiter intensiv daran arbeiten, den Schienenverkehr zwischen beiden Ländern attraktiver zu machen."

Brandenburg mit seinen intensiven und vielfältigen Verbindungen nach Polen setzt sich zusammen mit Berlin seit langem für Verbesserungen im deutsch-polnischen Schienenverkehr ein. Nach der Sitzung zog Woidke Bilanz: „Wir sind engste Wirtschaftspartner, der Tourismus floriert in beide Richtungen. Aber während der Verkehr auf der Straße rollt und immer dichter wird, kommen wir bei der Schieneninfrastruktur bisher zu langsam voran. Dieser 2. Bahngipfel war ein wichtiges Signal, dass sich das dank gemeinsamer Anstrengungen ändert."

Am Bahngipfel hatten Verkehrspolitiker des Bundes, der polnischen Regierung sowie der Länder und Wojewodschaften teilgenommen. Die Bahnen wurden unter anderem durch die Vorstandsvorsitzenden von Deutscher Bahn und Polnischer Bahn, Rüdiger Grube und Mirosław Pawłowski, vertreten.